In Zeiten von Sinnsuche und Identitätsfindung möchten immer mehr Menschen nicht mehr als Touristen oder Touristinnen wahrgenommen werden, sondern als Reisende. Touristen und Touristinnen sind ausgeschlossen vom authentischen Alltagsleben vor Ort und eingeschlossen in eine hermetisch abgeriegelte Welt der Tourismusindustrie. Reisende dagegen entdecken das andere, lebendige, echte Leben in der Fremde und treten mit ihm in Resonanz. Die Menschen wollen die Kultur und Lebensweise des Reiselandes auf einzigartige Weise kennenlernen. Sie möchten nicht nur an der Oberfläche kratzen, sondern wirklich tief in die einheimische Gemeinschaft eintauchen und sich verbunden fühlen. Nachhaltigkeit und Naturverbundenheit spielen dabei eine wertvolle Rolle. In Resonanz treten bedeutet auch, den Lebensraum zu respektieren und etwas Positives zurückzugeben.
Touristen und Touristinnen werden aber oft als Massenware betrachtet, die in großen Hotels übernachten, an organisierten Touren teilnehmen und wenig Rücksicht auf Umwelt- oder Sozialverträglichkeit nehmen. Reisende hingegen sind daher zunehmend bemüht, unterwegs auf Umweltverträglichkeit zu achten und bereits vorhandene Infrastruktur zu nutzen, statt die Entstehung von Parallelstrukturen zu fördern.
Die Relevanz des Resonanz-Tourismus liegt in seiner Fähigkeit, die Kluft zwischen Einheimischen und Besucher:innen zu verringern und soziale Verbindungen zu stärken. Durch authentische Interaktionen mit der lokalen Gemeinschaft können Reisende ein tieferes Verständnis für die Kultur und den Lebensstil der Bewohner:innen gewinnen. Dies bietet nicht nur eine reichhaltigere und persönlichere Reiseerfahrung, sondern kann auch dazu beitragen, das Bewusstsein für soziale Ungleichheiten und ökologische Herausforderungen zu schärfen. So kann Tourismus als Plattform für interkulturellen Austausch und gesellschaftlichen Wandel fungieren.
Diese Veränderung im Tourismus hat auch Auswirkungen auf die Tourismusindustrie selbst. Immer mehr Reiseveranstalter bieten authentische Erlebnisse an und fördern den Austausch zwischen Urlauber:innen und Einheimischen. Neue Formen des Reisens wie Homestays oder Community-based Tourism, bei denen Reisende bei Einheimischen wohnen oder an deren Alltag teilhaben können, werden immer beliebter. Ausschließlich für Tourismus erschaffene Orte und Infrastrukturen werden seltener und weniger gern gesehen.
Für Unternehmen und Verbände im Tourismus bedeutet dies eine Umgestaltung ihrer Angebote hin zu authentischeren Erlebnissen. Es geht nicht mehr nur darum, Touristenattraktionen zu präsentieren, sondern Interaktionen mit der lokalen Gemeinschaft zu fördern. Dies kann durch das Angebot von Aktivitäten wie Kochkursen mit einheimischen Köchen oder Besuchen in lokalen Schulen erreicht werden. Darüber hinaus erfordert dieser Trend eine engere Zusammenarbeit mit den Einheimischen, um sicherzustellen, dass ihre Stimmen gehört werden und ihre Kultur respektiert wird. Dies kann letztlich zur nachhaltigen Entwicklung des Tourismus beitragen.
„Während die Erholung in den vergangenen Jahren vor allem von dem Motiv „Erlebnis“ abgelöst wurde, wird es künftig verstärkt um Erfahrungen gehen, die aus dem soziokulturellen Zusammenleben innerhalb einer Region abgeleitet werden.“
Gegentrend: Konsum Tourismus
Teil des Megatrends Mobilität.