Weiterhin Hochkonjunktur – Wahlen – Reisen: öfter und kürzer – Revival der Nachkriegsdestinationen – Verdacht auf neuen Buchungsrekord
Die Hochkonjunktur hält weiter an. Die Wachstumsrate (3,4 %) liegt weit über dem EU-Durchschnitt, Gewinne und Einkommen steigen, die Investitionslust ist ungebrochen. Erste Anzeichen für ein Abflauen sind auf den starken Personalmangel zurückzuführen; durch Arbeitsvisa für Ukrainer und Serben versucht die Regierung gegenzusteuern. Leichte Unsicherheit macht sich nach den Parlaments- und Gemeinderatswahlen bemerkbar. ANO, die populistische Zentrumspartei des tschechischen Premiers Babis, musste bei den Kommunalwahlen in Prag und Brünn Verluste einstecken, in den kleineren Städten und am Lande konnte sie die führende Position halten. Als kritisch für die Pressefreiheit gilt die fortschreitende Medienkonzentration im Agrofert-Konzern von Premier Babis, der neben dem führenden Zeitungsverlag Mafra, TV- und Radio-Sendern seit Anfang Oktober auch alle Titel des Bauerverlags in Tschechien kontrolliert.
Die Reiselust der Tschechen ist ungebrochen. Sie verreisen immer öfter, aber dafür kürzer und gönnen sich im Urlaub mehr, vor allem bessere Unterkünfte. Die Reiseveranstalter freuen sich über steigende Umsätze. Sichere Destinationen sind nach wie vor gefragt. Im Sommer führen die Mittelmeerländer mit individueller Anreise. Auch Spanien und Portugal sind stärker nachgefragt. Eine Renaissance erleben die Urlaubsdestinationen der Nachkriegsdestination bei der jüngeren Zielgruppe und den Senioren: Ungarn mit dem Balaton und den Spas, sowie die bulgarische Küste.
Die Tschechen verbringen ihre Urlaube am liebsten mit ihren Kindern. Die führenden Reiseveranstalter bieten in den Urlaubsressorts in den Sonne- & Stranddestinationen und größeren Hotels in den Wintersportorten Kinderclubs mit ganztägiger tschechisch sprachiger Betreuung und vor allem Sportgruppen.
Die Weihnachts- und Silvestertermine der tschechischen Reisebüros im In- und Ausland sind bereits ausgebucht. Laut tschechischem Reisebüroverband zieht es heuer ca. 1 Million tschechische Skifahrer in heimische Skigebiete und etwa 500.000 in die Alpen. Laut dem Verband buchen ca. 280.000 ihren Winterurlaub in Österreich, 180.000 in Italien, 70.000 in der Slowakei und je 10.000 in der Schweiz und in Frankreich. Es sind jedoch nur etwa 50 % der Winterurlaube der Tschechen, die über ein Reisebüro gebucht werden. Der führende tschechische Reiseveranstalter nevdama spricht für Österreich von einem Plus von 24 % zum Vergleichszeitraum 2017. Die first minute Buchungen mit mind. 10 % Frühbucherbonus finden in den Monaten September/Oktober statt. Bei warmem Herbstwetter haben die Tschechen, die durch die Nähe zu Österreich auch ihre Winterurlaube eher kurzfristig planen, ihren Skiurlaub noch nicht so stark auf dem Radar wie etwa die Briten oder Niederländer.
Der letzte Winter brachte den tschechischen Reiseveranstaltern einen Verkaufsrekord, der sich heuer noch zu verstärken scheint.
Italien ist im Winter im Segment „Skiurlaub mit Kindern und/oder Freunden“ im Verkauf über die Reiseveranstalter der stärkste Konkurrenzmarkt. Neben dem „free ski“ Angebot in speziellen schwächer ausgelasteten Wochen bietet der führende tschechische Reiseveranstalter den „Italien Jackpot“ an – gebucht wird eine von vier preislich gestaffelten Hotelkategorien. Einen Tag vor Anreise bekommt der Kunde den Namen des Hotels genannt. Fitnesswochen mit Testimonials aus der tschechischen Sport- und Fitnessszene sollen weitere Buchungsanreize sein, damit die Reiseveranstalter ihre Kunden nicht direkt an die Hotellerie verlieren. Tschechen zeichnen sich durch einen extrem hohen Stammgastanteil aus und sie buchen gerne direkt, wenn sie über das Reisebüro keinen Preis- oder Qualitätsvorteil bekommen.