Radfahren in Nassereith

Sommeraussichten Tschechische Republik

Tschechische Republik Sommeraussichten 2018

Wachstumskurs - etwas unruhige sozialpolitische Situation - starke Konkurrenz im Sommer - Berg & Wasser Kombination reizvoll - Bewegung in der Natur ein Muss beim Urlaubsangebot

Wirtschaft weiterhin auf Wachstumskurs

Die Tschechische Republik gehört in vielerlei Hinsicht zu den Musterstaaten der EU und bleibt auch die nächsten Jahre weiter auf wirtschaftlichem Wachstumskurs. Das BIP soll 2019 und 2020 um 2,3 % jährlich wachsen. Die Wirtschaftsleistung/BIP betrug 2017 191,5 Mrd. Euro. Die öffentliche Verschuldung wird für 2017 mit 34,6 % angenommen. Positiv wirken sich die niedrigste Arbeitslosenrate der gesamten EU in Tschechien (für 2017 rund 3 %) und die stark steigenden Löhne auf das Konsum- und Reiseverhalten der Tschechen aus. Davon profitiert auch Österreich als Nahmarkt, der zu häufigeren Kurzurlauben einlädt.

Innenpolitische Lage turbulent

Für die neue Förderperiode sind für Tschechien 24,2 Milliarden Euro aus den Struktur- und Investitionsfonds der EU zugesagt. Davon sind 2,2 Mrd. für ländliche Entwicklung vorgesehen. Der Großteil der Förderungen soll in die Verkehrsinfrastruktur, den Umweltschutz, Forschung und Innovation sowie soziale Inklusion fließen. Trotzdem hat sich im Land die Diskussion über ein mögliches „Czexit-Referendum“ zuletzt intensiviert. Der frisch wiedergewählte Präsident Milos Zeman dürfte durch strategische Geschäftsabkommen mit russischen und chinesischen Staatsfirmen das Land weiter weg von seinen westlichen Partnern führen. Der geschäftsführende Regierungschef und tschechische Milliardär Andrej Babis ist in der Vergangenheit mit EU-kritischen Äußerungen aufgefallen, tritt aber gegen ein Czexit-Referendum ein. Es kommt an den Samstagen am Prager Wenzelsplatz immer häufiger zu Protesten, etwa gegen eine Regierungsbeteiligung der Kommunisten und für eine freie, unabhängige Presse – ein Zeichen einer äußerst lebendigen Zivilgesellschaft in Prag.

Angst vor Terror

Von allen europäischen Reisenden haben die Tschechen mit 67 % die größte Angst vor Terror und suchen sichere Urlaubsdestinationen. Der europäische Durchschnittswert liegt bei 48 %. Das Resultat ist ein starker Rückgang tschechischer Buchungen bei früher beliebten "Strand & Sonne"-Destinationen wie Ägypten. Dadurch ergeben sich Chancen für sichere Urlaubsländer, somit auch für Österreich.

Auch die Tschechen bevorzugen im Sommer Sonne-, Meer- und Strandurlaube. Durch das starke Sicherheitsbedürfnis bleiben die Mittelmeerstrände Kroatiens und Italiens die Topurlaubsdestinationen im Hochsommer. Hinzu kommen günstige Selbstfahrerangebote an der Küste Montenegros und Albaniens und auf dem griechischen Festland – leicht erreichbar mit dem eigenen Auto. Griechenland, Bulgarien und Spanien sind die beliebtesten Charterdestinationen im Sommer. Die Sonne- & Stranddestinationen der Maghrebstaaten (Tunesien, Ägypten) mussten wegen des Sicherheitsbedürfnisses v. a. bei Urlauben mit Kindern starke Einbußen bei tschechischen Urlaubern hinnehmen. Erholt haben sich die beliebten Badeorte in der Türkei. Antalya konnte 2017 mit plus 38 % den stärksten Zuwachs bei Charterflügen aus Tschechien verzeichnen. Daran ändert sich auch bei der Nachfrage für den Sommer 2018 nicht viel.

Sportlicher Erholungsurlaub mit Berg & Wasser Kombination

Österreich positioniert sich bei Familien und Paaren als sichere, nahe Urlaubsdestination für einen sportlichen Erholungsurlaub in alpiner Berg- und Seenlandschaft. Hier konkurriert es mit dem Angebot der Slowakei und den norditalienischen Regionen des Trentino und Südtirols. Der Vorteil Österreichs gegenüber der Slowakei liegt in der besseren Servicequalität und gegenüber Südtirol und dem Trentino ist es die Lage als Nachbarland.

Durch die Übernahme des vor mehr als 100 Jahren gegründeten tschechischen Reiseveranstalters Čedok durch den führenden polnischen Veranstalter Itaka, der auf leistbare Ferndestinationen zwischen Asien und Südamerika setzt, beginnen auch die eher traditionell eingestellten Tschechen, die weite Welt auf ihren Urlaubsradar zu setzen.

Zu den traditionellen Konkurrenten im alpinen Raum gesellt sich nun auch Slowenien, das in der Karwoche ein Büro in Prag eröffnet und gute Vorarbeit geleistet hat. Neben kleinen Nischenveranstaltern, die einen starken Fokus auf Österreich haben, findet man auch beim größten Veranstalter Tschechiens, Nevdama, Sommerpackages in den Julischen Alpen und weiteren naturbelassenen Regionen Sloweniens.

Viel Bewegung am Reisemarkt bei den Destinationen und den Urlaubsformen

Im Sommer ist Kroatien unangefochten die beliebteste Selbstfahrerdestination am Mittelmeer. Die Angebote reichen vom günstigen Familienurlaub in Ferienwohnungen, über Inselurlaube in guten Hotels bis hin zu Segelurlauben und bei jüngeren Zielgruppen beliebt ist eine Kombination aus Strand & Sport (auch mit den eigenen Mountainbikes) und Sightseeing (Inselhüpfen inkl. Besuch historischer Städte). Diese Urlaubsformen gelten auch für Urlaube in Italien. Hier verlagert sich das Gewicht bei der oberen Mittelschicht von der Oberen Adria in Richtung Sardinien und Toskana. Bei den Urlaubsformen in Griechenland wird vom Wanderurlaub auf Kreta, über Yoga für die Damen bis hin zum Familienurlaub mit Kindern in all inklusive Hotels alles angeboten. Dubai steht aufgrund der Direktflugverbindungen und der intensiven Bewerbung durch das Touristboard Dubais auch im Winter über als „Flucht vor dem Grau in die Sonne“ auf der Wunschliste der Tschechen. Bei einem Großteil der Tschechen gewinnt auch der Inlandstourismus an Popularität und ist eine direkte Konkurrenz zu Kurzaufenthalten in den Nachbarstaaten, auch für Österreich. Deutschland ist die beliebteste Shoppingdestination der Tschechen. Dresden ist in knapp zwei Stunden von Prag aus erreichbar. Auch die Themenparks und die gut ausgebauten Radwege an Elbe und Oder werden bei den Tschechen immer beliebter.

Berge und Seen Kombination in Österreich beliebt - aber mit Sport in der Natur

Beleuchtet man das Österreichangebot der Reiseveranstalter für die Sommersaison 2018, dann stößt man verstärkt auf die Kombination Berge & Seen – mit einem ähnlichen Angebot, wie es lange Jahre für den Gardasee gegolten hatte. Auf die tschechischen Urlauber übt dieses landschaftliche Spannungsverhältnis von Wasser und hohen Bergen/den Alpen einen beinahe exotischen Reiz aus. Doch Landschaft allein ist für die sportlichen Tschechen zu wenig. Sie suchen Bewegung in der Natur – am liebsten mit dem Rad, meist mit eigenen Mountainbikes und immer häufiger auch mit modernsten Elektrorädern, damit die Familie gemeinsam längere Touren bewältigen kann. Aber auch schöne Tageswanderungen und Trendsportarten gehören bei einem Sommerurlaub einfach dazu. Neben dem bei den Tschechen sehr beliebten Salzkammergut, finden wir im Sommer 2018 auch verstärkt Angebote der Kärntner Seen und des Tiroler Achensees.

An Österreich schätzen die Tschechen die hervorragende Infrastruktur und die hohe Servicequalität. Deswegen und weil im eigenen Land das Angebot der steigenden Nachfrage hinterher hinkt, kann Österreich im Sommer mit einem noch nicht ausgeschöpften Potenzial für spontane Kurzurlaube rechnen.

„Die Tschechen sparen derzeit nicht am Urlaub, es scheint, dass höhere frei verfügbare Einkommen für Urlaube genutzt werden“ 

... O-Ton des Geschäftsführers eines der führenden Reiseveranstalter in Prag. Die Reiselust der Tschechen ist ungebrochen. Tschechiens stärkster Reiseveranstalter Fischer/nevdama bestätigt eine sehr gute Nachfrage für die Sommersaison 2018. Derzeit verzeichnet dieses Veranstalterkonsortium ein Plus von 23 % im Vergleich zum Vorjahr. Gefragt sind nahe Destinationen, die gut mit dem eigenen PKW erreichbar sind. Griechenland und Spanien sind bereits ausverkauft. Die Nachfrage nach türkischen Badeorten steigt wieder. Bulgarien liegt nach wie vor voll im Trend. Auch bei diesem, als günstigste Meeresurlaubsdestination abgestempelten Urlaubsland, ist ein Trend zu Buchungen in teureren Hotels zu bemerken. Ein Indiz dafür, dass es den Tschechen wirtschaftlich sehr gut geht und sie sich im Urlaub ein wenig  Luxus leisten wollen.  Bei den Urlauben am Meer gibt es generell ein Plus von 34 %, bei exotischen Destinationen ein Plus von 19 %. Die Urlaubsdestinationen mit eigener PKW-Anreise verzeichnen ein Plus von 5 %, für Österreich gibt es zurzeit ein Plus von 8 Prozentpunkten. Es gäbe mehr Potenzial für Österreich, doch sind die Kapazitäten des Veranstalters ausgereizt. Österreichurlaub im Sommer wird zu 30 % von Familien gebucht, zu 70 % von jungen, sportlich aktiven Paaren. Bei dieser Zielgruppe ohne Kinder verschiebt sich in Österreich die Nachfrage von Gasthöfen und Frühstückspensionen hin zu 3- und 4-Sterne Hotels mit HP und Wellnessangebot. Stark nachgefragt werden auch Ferienwohnungen in Chaletdörfern. Bei Neckermann Tschechien findet man neben Familienurlaub in Österreich und dem stärksten Angebot im Salzburgerland, gefolgt von Tirol, Kärnten und der Steiermark auch die Nische „Urlaub mit dem Hund“ – neben den schönsten Stränden „für den Hund“ werden auch hundefreundliche Hotels in Österreich angeboten. Auch „Berge & Relax/Spa“ findet sich mit Angeboten in Bad Gastein, Bad Kleinkirchheim und Bad Leonfelden im Programm. Die stärkste Österreichnachfrage betrifft bei allen befragten Veranstaltern Kärnten und das Salzburgerland wegen der Kombination Berge & Seen. Tirol wird dafür stärker im Winter angefragt. Summa summarum rechnen die Reiseveranstalter für Österreich im Sommer 2018 mit einem einstelligen Plus. Bei allen Reiseveranstaltern waren die stärksten Buchungsmonate für den Sommerurlaub November und Dezember, da auch die notorisch spät buchenden Tschechen merkten, dass sie nur bei first minute ihre Wünsche befriedigen können.