Bargeld geschätzt - geringe Akzeptanz bei Zahlung übers Smartphone - Lebensmittel: bar, Rest mit Karten - Twint-App - Alipay für chinesische Urlauber
Schweizer gelten als eher konservativ, was ihre Gewohnheiten beim Bezahlen angeht. Noch immer werden die meisten Transaktionen in bar abgewickelt. Von ihrer ungebrochenen Liebe zum Bargeld zeugt auch die 1.000 Franken-Note, der Geldschein mit dem höchsten Wert, der von einer Notenbank in Umlauf gebracht wird. Bargeld sichert Schweizern etwas zu, was in der Zeit der Turbodigitalisierung immer stärker abhandenkommt: Anonymität und Privatsphäre.
In der 2018 erschienenen Studie „Zahlungsmittelumfrage 2017“ der Schweizerischen Nationalbank wurde das Zahlungsverhalten von 2.000 Personen analysiert. Das wichtigste Ergebnis: Von allen Transaktionen im Feldzeitraum wurden 70% mit Bargeld, 22% mit Debitkarte (Maestro/EC-Karte, Postcard) und 5% mit Kreditkarte getätigt. Basiert die Analyse auf dem Wert der Transaktionen, liegt Bargeld mit 45% vor Debitkarte (29%) und Kreditkarte (10%). Die Unterschiede sind darauf zurückzuführen, dass Bargeld gerade für die Bezahlung kleiner Beträge von besonders großer Bedeutung ist. Debitkarten werden hingegen vermehrt für Beträge ab 50 Franken und Kreditkarten für Beträge ab 200 Franken genutzt. Ähnliche Ergebnisse weist die aktuelle Studie „Mobile Payment Report 2019“ von PwC auf. 97% der Befragten benutzen Bargeld, 85% Kreditkarten und 83% Debitkarten als Zahlungsmethode. Nur 35% würden Zahlungen mobil über Smartphones tätigen.
In einer weiteren aktuellen Studie von Deloitte wurden die Bezahlarten nach Produktgruppen aufgeschlüsselt. Bei Möbel, Elektronik, Garten und Heimwerk, Bücher und Musik sowie Kleider bezahlen Schweizer Konsumenten am liebsten per Kredit- und Debitkarte. Lediglich bei Lebensmitteln liegt die Barzahlung voran. Der mobile Anteil ist in allen Gruppen gering – die Zahl derer, die regelmässig mobil bezahlen, liegt bei ca. 1%.
Das Bezahlen mit dem Smartphone erreicht aktuell mit monatlich etwa 1,75 Millionen Transaktionen einen Marktanteil von ungefähr 0,5 Prozent, wie aus einer Studie des Instituts für Finanzdienstleistungen Zug der Hochschule Luzern hervorging. Von den genannten Transaktionen entfallen rund 1 Million auf die Twint-App. Die App wurde ursprünglich von der Postfinance entwickelt und wird nun von fast allen Schweizer Banken unterstützt und vermarktet. Twint ist jedoch eher weniger beliebt, um damit in Geschäften zu bezahlen. Eher findet die App Verwendung, um Geld von einem Nutzer zum anderen zu überweisen. Zusammen mit Apple Pay dominiert Twint den Markt. Seit rund 2 Jahren gibt es in der Schweiz zudem Alipay, das sich allerdings vorwiegend an chinesische Touristen richtet, die auch im Urlaub auf ihre vertraute Bezahlmethode zurückgreifen können sollen.
Bei den Bedenken rund um mobile Bezahllösungen nennen 74% der Befragten die Angst vor Diebstahl des Smartphones und missbräuchlich getätigten Zahlungen. 71% sorgen sich darüber, zu viel Informationen preiszugeben und möglicherweise Opfer von Datendiebstahl zu werden. Mobiles Bezahlen wird in der Zukunft aber zunehmen, auch in der Schweiz. Das besagt unter anderem die Studie von PwC. 59% der Befragten können sich vorstellen, diese Bezahlmethode in der Zukunft einzusetzen – zusätzlich zu den traditionellen Methoden.