Italien Nachhaltigkeit

Italien: Nachhaltigkeit

  • Schutz der Umwelt, der biologischen Vielfalt und der Ökosysteme ist seit 9. Februar 2022 in der italienischen Verfassung verankert.
  • Immer mehr Italiener*innen streben einen nachhaltigen Lebensstil an, aktuell 75 %.
  • Im Tourismus sieht man viele Initiativen, die auf Nachhaltigkeit abzielen.

Nachhaltigkeit ist einer von sechs Investitionsschwerpunkten

Die vom italienischen Aufbau- und Resilienzplan (Piano Nazionale di Ripresa e Resilienza, PNRR) eingesetzten europäischen Mittel betragen für Italien 191 Milliarden Euro. Den europäischen Zielvorgaben entsprechend fördert dieser Plan vorrangig den ökologischen und digitalen Wandel. Er beinhaltet sechs Investitionsschwerpunkte: Digitalisierung, Nachhaltigkeit, Mobilität, Lehre und Forschung, sozialer Zusammenhalt und Sanitätswesen.

Das Land Südtirol möchte mit den Geldern des PNRR massiv in nachhaltige Mobilitätsprojekte investieren. Es wurden 20 Projekte vorgestellt, in deren Mittelpunkt die nachhaltige Entwicklung des Brennerkorridors, der Ausbau der Wasserstoffmobilität, die Digitalisierung des öffentlichen Verkehrs und der interregionale Ausbau der Radmobilität stehen. 

Der Schutz der Umwelt, der biologischen Vielfalt und der Ökosysteme ist seit 9. Februar 2022 in der italienischen Verfassung verankert. Die Reform der Verfassung überträgt der Republik auch die Aufgabe, die Umwelt, die biologische Vielfalt und die Ökosysteme zu schützen, und legt ausdrücklich einen Grundsatz für den Schutz von Tieren fest.

Recycling

Italien recycelt mehr Abfälle als die großen europäischen Länder. Und die Lombardei ist führend bei Investitionen und „Green Jobs“. Der Bericht „GreenItaly“ zeigt, dass die Menge der recycelten Abfälle – sowohl Haus- als auch Sonderabfälle – höher ist als der europäische Durchschnitt (49 %) und der anderer großer Länder wie Deutschland (69 %), Frankreich (66 %) und Großbritannien (57 %). Die Lombardei (mit Mailand an der Spitze) ist die „tugendhafteste“ Region, was Investitionen in Umwelttechnologien angeht.

In Italien gibt es bereits seit 1. Jänner 2011 ein Verbot von Plastiktüten, die aus nicht biologisch abbaubarem Material bestehen. Das Verbot von Einwegplastik ist am 14. Jänner 2022 in Italien in Kraft getreten. Damit sind Teller, Besteck, Gläser, Wattestäbchen, Strohhalme, Lebensmittel- und Getränkebehälter, Deckel und Verschlüsse neben vielen anderen Produkten aus Kunststoff verboten. Das Verbot gilt in Italien allerdings nicht für waschbare Einwegplastikprodukte, die wiederverwendbar sind. Bei Nichteinhaltung drohen Geldstrafen von 2500 bis 25 000 Euro.

Nach dem Erfolg der Veranstaltung „Youth4Climate“ Ende September 2021 in Mailand wird das italienische Ministerium für den ökologischen Übergang die Veranstaltung „Forever Youth“ organisieren. Ziel ist es, „Youth4Climate“ in ein Instrument und einen permanenten politischen Ort umzuwandeln, der die Beteiligung junger Menschen an internationalen Prozessen und an Aktionen zur Bekämpfung des Klimawandels erleichtert.

Nachhaltigkeit: 75 % der Italiener*innen wollen einen „grünen Lebensstil“. Seit 2013 misst das Nationale Statistikinstitut (Istat) den Fortschritt des Landes nicht mehr ausschließlich durch die Betrachtung der Wirtschaft, sondern auch durch die Betrachtung des „fairen und nachhaltigen Wohlbefindens“. Zwölf Indikatoren, darunter Gesundheit, Landschaft, soziale Beziehungen und Innovation, messen die Qualität des Lebens. Nachhaltigkeit ist ein Wert, und er wird bestehen bleiben. Davon sind 34,5 Millionen Italiener*innen, also 69,5 % der erwachsenen Bevölkerung, überzeugt. Dieser Prozentsatz ist im Vergleich zu 2020 um gut sieben Punkte gewachsen. Nach der Expo 2015 fühlten sich nur 42 % der Italiener*innen persönlich in Fragen der Nachhaltigkeit involviert.

Weniger Plastik und mehr nachhaltige Produkte

Die Nachhaltigkeit bestimmt auch zunehmend die Kaufentscheidungen für Produkte und Dienstleistungen. Laut der Organisation „Lifegate“ berücksichtigen 35 % transparente Informationen, 24 % das Vorhandensein von Nachhaltigkeitszertifikaten, 16 % die Teilnahme an Umweltprojekten und 14 % den Ausgleich von Emissionen, wobei diese Werte mit zunehmenden Alter der Befragten abnehmen, Auch die Art, wie ein Unternehmen bewertet wird, hat sich verändert, wichtig sind der verantwortungsvolle Umgang mit Ressourcen (50 % der Befragten), Klimaneutralität (30 %), die Veröffentlichung eines Nachhaltigkeitsberichts (19 %).

Was tun die Italiener*innen, um sich nachhaltig zu verhalten? 43 % haben ihren Verbrauch von Plastikflaschen reduziert. Ein Viertel der Bevölkerung nutzt weniger umweltschädliche Verkehrsmittel (in Mailand sind es sogar 36 %). Jede fünfte Person (21 %) verwendet Naturkosmetik. 25 % entscheiden sich für eine Einschränkung ihres Fleischkonsums. 33 % sind bereit, mehr Geld auszugeben, um Bioprodukte zu kaufen. 12 % verwenden nachhaltige Kleidung.

Die Kreislaufwirtschaft hatte in Italien im Jahr 2020 einen Wert von 23 Milliarden Euro, was 1,4 % des italienischen BIP entsprach. 54 % der Italiener*innen haben gebrauchte Gegenstände gekauft und/oder verkauft. 23 Millionen kauften allein im Jahr 2020 einen Gebrauchtwagen, 14 % davon zum ersten Mal. Dies sind einige der Ergebnisse der von BVA Doxa durchgeführten Studie „Second Hand Economy 2020“. 

Die Kreislaufwirtschaft ist ein Wirtschaftssystem, das sich selbst regeneriert, indem es Materialien in Produktionszyklen wiederverwendet und so Abfälle reduziert. Nachhaltige Mode ist Mode, die auf einer ethischen Produktion basiert, die die Auswirkungen auf die Umwelt (Recycling, Wiederverwendung, Tauschhandel, zertifizierte Biostoffe, schadstoffarme oder wasserarme Geschäftsprozesse) und die sozialen Auswirkungen (transparente und kurze Lieferkette, faire Entlohnung, sichere Arbeitsplätze, Wertschätzung der lokalen Handwerkskunst, fairer Handel) berücksichtigt. Dem internationalen „Fashion Pact“, haben sich zehn italienische Marken, darunter Armani, Prada und Ferragamo, angeschlossen. Die Unternehmen verpflichten sich dabei zu Zielen, die auf die Eindämmung des Klimawandels, den Erhalt der Biodiversität und den Schutz der Ozeane abzielen.

Vollständige Unterstützung der „Erklärung von Toulouse“ für eine emissionsfreie Zukunft im Luftverkehr

Die Flughäfen von Rom, der Flughafen Neapel und der Flughafen Venedig sowie weitere 200 europäische Flughäfen haben beschlossen, die „Erklärung von Toulouse“ zu unterzeichnen und ihr Engagement für die Dekarbonisierung bis 2030 zu verstärken. Sie engagieren sich beispielsweise für die Verwendung von synthetischen Treibstoffen in der kommerziellen Luftfahrt. Der Flughafen Fiumicino-Rom ist der erste Flughafen in Italien, der den Fluggesellschaften ökologischen Treibstoff anbietet.

Nutzen die Italiener*innen die Digitalisierung für einen nachhaltigen Tourismus? Mehr als drei Viertel der Italiener*innen (78,1 %) geben an, dass sie E-Commerce-Websites und -Apps, Reise- und Unterkunftsbuchungstools usw. im Sinne der Nachhaltigkeit nutzen, so die Studie der „Fondazione per la Sostenibilità Digitale“ (Stiftung für digitale Nachhaltigkeit). Legt man den Schwerpunkt auf Online-Buchungsapps für Restaurants und Hotels, die Wert auf Nachhaltigkeit legen, sinkt der Anteil der Nutzer*innen auf knapp über 40 %. Erstaunlich ist, dass 83,7 % der Befragten die Nützlichkeit digitaler Technologien bei der Bekämpfung des Phänomens der Touristenströme als ziemlich oder sehr zutreffend bezeichnen und 92,7 % die Möglichkeit sehen, dass die Technologien es ihnen ermöglichen, die Reiseetappen mit größerem Bewusstsein und Respekt für das Reiseziel zu gestalten.

Biohotels gibt es in Südtirol, der Toskana, Rom, in Umbrien und in Sizilien.

Der Verband des organisierten Tourismus (FTO) schloss sich dem EU-Projekt „SUSTOUR“ an, das die Einführung von Instrumenten und Arbeitsmethoden der Nachhaltigkeit bei Reisebüros und Reiseveranstaltern fördert. Im Rahmen des Projekts werden mindestens 175 europäische Unternehmen technische Unterstützung erhalten und auf eine Travelife-Zertifizierung sowie die Einführung von Instrumenten für das Kohlenstoff-, Kunststoff- und Lieferkettenmanagement hinarbeiten. Das Programm wird durch das EU-Programm COSME finanziell unterstützt.