2021 trat das neue Umweltgesetz (Environment Act 20219) in Großbritannien in Kraft. Zum ersten Mal werden in diesem Gesetz klare gesetzliche Ziele für die Erholung der Natur in vier vorrangigen Bereichen festgelegt: Luftqualität, biologische Vielfalt, Wasser und Abfall. Es enthält auch ein wichtiges neues Ziel zur Umkehrung des Rückgangs des Artenreichtums bis Ende 2030. Diese neuen rechtsverbindlichen Umweltziele werden von einem neuen, unabhängigen Amt für Umweltschutz (Office for Environmental Protection, OEP) durchgesetzt, das die Regierung sowie öffentliche Einrichtungen für die Einhaltung ihrer Umweltverpflichtungen zur Rechenschaft ziehen wird.
Bereits 2020 hat der britische Premierminister Boris Johnson einen 10-Punkte-Plan vorgestellt, um die Nachhaltigkeit der britischen Industrie zu revolutionieren. 12 Milliarden Britische Pfund sollen in Bereiche wie saubere Energie, Natur, Verkehr und innovative Technologien fließen; ein Plan, der als „grüne industrielle Revolution“ bezeichnet wird. Unter die zehn Punkte fallen u. a. die Vervierfachung der Offshore-Windenergie bis 2030 (genug Windenergie, um jeden britischen Haushalt mit Strom zu versorgen und 60.000 Arbeitsplätze zu schaffen), Steigerung der Attraktivität von Fahrradfahren, Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel und Investition in emissionsfreie öffentliche Verkehrsmittel, Unterstützung emissionsintensiver Industrien durch die Erforschung emissionsfreier Flugzeuge und Schiffe.
Das Thema Nachhaltigkeit hat einen tiefgreifenden Einfluss auf das Verhalten der britischen Verbraucher*innen.
Allerdings gibt es eine Kluft zwischen Absicht und Handeln. Nur sehr wenige Menschen sagen, dass sie nicht den Wunsch haben, sich nachhaltiger zu verhalten. Werden konkurrierende Prioritäten einführt, ändert sich allerdings auch das Verhalten. Laut dem „BRC / EY Future Consumer Index“ machten im Jahr 2019 ethische Ausgaben nur 0,07 % des britischen Konsums aus, obwohl 61 % der Verbraucher*innen angaben, dass sie wahrscheinlich zu einer Marke wechseln würden, die umweltfreundlicher sei. Der größte Konflikt besteht nach wie vor in der Preissensibilität: Der Preis hat für größte Segment der künftigen Verbraucher*innen (33 %) Priorität, der Umweltschutz für 18 %. Nur 22 % der Verbraucher*innen, die auf den Preis Wert legen, würden mehr für nachhaltig produzierte Produkte bezahlen, während 58 % der Verbraucher*innen, die auf Umweltschutz Wert legen, dies tun würden. 51 % der Verbraucher*innen gaben an, dass sie hauptsächlich dann Umweltmaßnahmen ergreifen, wenn sie dadurch Geld sparen.[3]
2018 belegte London den ersten Platz als nachhaltigste Stadt der Welt und führte den „Arcadis Sustainability Cities Index“ an. Londons Bürgermeister Sadiq Khan hat sich zum Ziel gesetzt, die britische Hauptstadt zu einer der grünsten und gesündesten Städte der Welt zu machen. Die Pandemie hat den Fokus auf Nachhaltigkeit verstärkt, wobei der Schwerpunkt auf dem Wiederaufbau und der Neugestaltung Londons liegt, damit es gerechter, gleicher, grüner und widerstandsfähiger wird als vor der Krise.
Die Londoner Umweltstrategie 2018 des Bürgermeisters zielt darauf ab, Londons Umwelt zum Nutzen aller Londoner*innen in sieben Schlüsselbereichen zu verbessern: Luftqualität, grüne Infrastruktur, Klimawandel, Abfall, Anpassung an den Klimawandel, Umgebungslärm und Kreislaufwirtschaft. London soll bis 2050 kohlenstofffrei sein, und bis 2041 sollen 80 % der Wege zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurückgelegt werden.
So wird der öffentliche Fahrradverleih laufend erweitert, er umfasst bereits über 750 Stationen. Alle Londoner Doppeldecker-Busse haben bereits einen Hybrid-Antrieb. Auch die U-Bahn soll in Zukunft über erneuerbare Energie betrieben werden.
Das Programm „Healthy Streets“ des Bürgermeisters, welches eine Rekordinvestition von 2,2 Milliarden Pfund vorsieht, soll Straßen in ganz London für Fußgänger*innen und Radfahrer*innen attraktiver machen und die Luftqualität verbessern. Das Programm „Liveable Neighbourhoods“ soll eine radikale Reduzierung des Autoverkehrs und Verbesserungen für die Umwelt in London finanzieren.
Eden Project
Das „Eden Project“ ist ein botanischer Garten in Cornwall, der von zwei riesigen Gewächshäusern, derzeit die größten der Welt, dominiert wird. Das „Eden Project“ wurde am 17. März 2001 eröffnet und soll ein Ort sein, an dem jeder Mensch seine Abhängigkeit von der Natur erforschen und sich inspirieren lassen kann, wie man die Umwelt erhalten und die Erde zu einem besseren Ort zum Leben machen kann.
Refurnish
„Refurnish“ fördert das Recycling und einen umweltfreundlichen Lebensstil, indem es Möbel sammelt und restauriert, um sie dann zu erschwinglichen Preisen an die Menschen vor Ort zu verkaufen. „Refurnish“ soll nicht nur einen Beitrag zum Umweltschutz leisten, sondern auch zur Verringerung der Abfallmenge, die auf Mülldeponien landet, beitragen. Die Organisation sammelt alte und beschädigte Möbel von Privathaushalten und Einzelhändler*innen ein, restauriert sie und verkauft sie dann zu niedrigen Preisen an benachteiligte Familien.
Kin Café
Das „Kin Café“ entstand aus der Idee, frisches und gesundes Essen in einer gemütlichen und freundlichen Atmosphäre anzubieten. Das Café legt großen Wert auf die Beschaffung hochwertiger Zutaten. Nachhaltigkeit wird großgeschrieben, nicht nur in Bezug auf die Umwelt, sondern auch im sozialen Bereich, indem andere Start-ups und kleine Unternehmen unterstützt werden.
Forest Green Rovers – der nachhaltigste Fußballclub der Welt
Nachhaltigkeit ist ein zentrales Thema bei den Forest Green Rovers (FGR). Von Sonnenkollektoren und Ladestationen für Elektrofahrzeuge bis hin zu einem veganen Menü beweisen sie, dass Sportvereine den Kampf gegen den Klimawandel anführen können. 2017 bezeichnete die FIFA die FGR als den „grünsten Fußballverein der Welt“. Sie sind der erste und einzige vegane Fußballverein und der erste, der von den Vereinten Nationen als klimaneutral zertifiziert wurde.