Als weltgrößter Exporteur von klimaschädlicher Kohle und einer der wichtigsten Erdgas-Produzenten ist Australien das OECD-Land mit dem zweitgrößten CO2-Ausstoß pro Kopf, nur knapp hinter Kanada. Die sehr konservative Regierung hat enge Verbindungen zur Kohle- und Gasindustrie und es befinden sich auch weiterhin Klimawandelleugnerinnen und Klimawandelleugner in der Regierungskoalition.
Australien ist jedoch eines der Länder, das den Klimawandel – vor allem in den letzten Jahren – am stärksten zu spüren bekommt. Waldbrände gehören im Sommer schon zur Norm, die Brandsaison startet früher und hält länger an. Das weiß man spätestens seit den katastrophalen Buschbränden 2019/2020. Brennt es nicht, dann gibt es Überschwemmungen, die ganze Dörfer von der Außenwelt abschneiden. Auch eines von Australiens Aushängeschildern, das Great Barrier Reef, ist dem Klimawandel stark ausgesetzt und wird immer kleiner.
Nachdem der Druck vieler großer Unternehmen und der Bevölkerung größer wurde, begann in der Regierung Ende 2021 endlich ein Umdenken. Das Ziel, Netto-Null-Emissionen bis 2050 zu erreichen, wurde festgelegt, jedoch ohne konkrete Gesetzgebung. Nach dem Motto „Technologie statt Steuern“ sollen Netto-Null-Ziele vor allem durch die Förderung neuer Technologien erreicht werden. Dabei wird vor allem auf CO2-Abscheidung und -Speicherung gesetzt: Dabei wird der Erdatmosphäre unter hohem Energieverbrauch CO2 entzogen. Die Wirksamkeit dieser Technologie im großen Maßstab wurde bislang jedoch nicht unter Beweis gestellt. Schwerindustrien wie Kohle- und Gasabbau sollen weiterhin offen und wettbewerbsfähig bleiben.
Der „Climate Poll 2021“ des „Lowy Institute“ zeigt, dass der australischen Bevölkerung ein Agieren gegen den Klimawandel immer wichtiger wird. 74 % der befragten Personen sagen aus, dass die Vorteile der Bekämpfung des Klimawandels die Kosten übertreffen. 78 % befürworten Netto-Null-Emissionen bis 2050. Dies wird deutlich an einem Rekord der Neuinstallationen von Solaranlagen im Jahr 2021.
Seit der Pandemie ist die Nachfrage an nachhaltigem Reisen global, aber auch in Australien stark gestiegen. Vor allem Overtourism, verschmutzte Strände und Energieineffizienz sind zentrale Themen. Der heimischen Tourismusbranche ist bewusst, dass ein Großteil der Attraktionen des Landes vom Klimawandel beeinflusst wird – sowohl die Umwelt als auch soziale Nachhaltigkeit sind dabei wichtige Punkte. Nachhaltigen Tourismus zu fördern ist eine der strategischen Prioritäten der nationalen Tourismusorganisation „Tourism Australia“. Die Non-Profit-Organisation „Ecotourism Australia“, die einen starken jährlichen Zuwachs an Mitgliedern verzeichnet, hat 2021 den „Green Travel Guide“ veröffentlicht. Reisende können aus 1700 Touren, Unterkünften und Attraktionen wählen, um ihren Urlaub nachhaltiger zu gestalten. Auch Plattformen wie greengetaways.com.au werden immer beliebter. Während einer Reise legen australische Gäste Wert auf Dinge wie Abfallminimierung, lokales Einkaufen etc. Aufgrund der großen Entfernung wird das Flugzeug immer das Haupttransportmittel sein. Die Klimakompensation spielt dabei eine wichtige Rolle. Das generelle Bewusstsein für Nachhaltigkeit ist jedoch demografisch sehr unterschiedlich. Jüngere Generationen legen deutlich mehr Wert auf nachhaltiges Reisen als ältere.