Arabische Länder Nachhaltigkeit

Arabische Länder: Nachhaltigkeit

  • Nachhaltigkeit ist vermehrt ein Thema in Politik und Wirtschaft; Ziele werden dementsprechend formuliert.
  • Durch die Expo und die Medien kommt das Thema auch in die Schulen und in die Bevölkerung und Initiativen werden gestartet.
  • Im Tourismus ist das Thema bis auf wenige Ausnahmen noch nicht angekommen.
  • Allerdings funktioniert das Thema bereits jetzt sehr gut, was die Medienkommunikation betrifft.

 

Status quo: Politik, Gesellschaft, Medien

Sustainability, also Nachhaltigkeit, ist auch in den Golfstaaten ein viel zitiertes Thema in Politik und Medien. Nicht zuletzt durch die Expo 2020, bei der eine der drei Kernsäulen die Nachhaltigkeit war, ist das Thema auch in einer breiteren Bevölkerungsschicht angekommen. Auch die anderen Golfstaaten befassen sich in ihrer politischen und medialen Kommunikation immer öfter mit verschiedenen Aspekten der Nachhaltigkeit. So soll z. B. die Fußball-WM in Katar 2022, als erstes Großturnier weltweit, mit einer positiven CO2-Bilanz durchgeführt werden. In den politischen Zukunftsvisionen der einzelnen Golfstaaten ist die Erreichung von Netto-Null-Emissionen als Kernziel verankert. Konkret möchten die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) im Jahr 2050 eine negative CO2-Emissionsbilanz erreichen und Saudi-Arabien im Jahr 2060. Dies geht einher mit Plänen der einzelnen Staaten, unabhängiger von der Ölindustrie zu werden. Ob und wie diese Ziele erreicht werden können und wie viel davon „politisches Greenwashing“ ist, lässt sich zurzeit schwer feststellen.

Es muss allerdings festgehalten werden, dass vor allem in den VAE konkrete Maßnahmen bereits umgesetzt werden. Zum Beispiel wurde im Rahmen der Expo 2020 die Verwendung von Plastik auf ein Minimum reduziert, auf nachhaltige Baumaterialien wurde ebenso geachtet wie auf die Wiederaufbereitung der im Golfraum knappen Ressource Wasser. Zudem wird über das „Emirates Green Building Council“ die Errichtung energiesparender Gebäude vor allem im Hospitality-Sektor gefördert. Weiters haben die Regierungsbehörden in den VAE nach eigenen Angaben mit Ende 2021 ihr Ziel einer paperless policy erreicht und nutzen nur noch digitale Dokumente.

In der Praxis jedoch sind die einzelnen Länder, was unterschiedliche Nachhaltigkeitsziele betrifft, eher im Mittelfeld bzw. am Ende des jeweiligen Rankings angesiedelt. Durch die Industrie (Ölgewinnung), den kaum ausgebauten öffentlichen Verkehr und ein generell erst aufkommendes Bewusstsein für Nachhaltigkeit in der Bevölkerung liegen die Länder noch weit hinter den europäischen Standards zurück. So befinden z. B. die VAE im „Global Sustainable Report“ der Cambridge University auf Rang 71 von 193 weltweit, gefolgt von Qatar (94), Saudi-Arabien (98) und Kuwait (113). Österreich liegt hier auf Rang 6.

Bevölkerung

In der Bevölkerung ist das Thema in den Schulen, durch die Medien und die Expo in den letzten Jahren präsenter geworden. Es gibt in den Ländern, vor allem in den VAE, auch immer mehr NGOs, die sich mit verschiedenen Aspekten der Nachhaltigkeit befassen. Die Regierung und die Medien führen Kampagnen zu Themen wie Mülltrennung, Einsparung von Wasser bzw. Einsparung von Energie durch. Auch gibt es Initiativen im Bereich der Förderung der Ansiedelung der endemischen Flora und Fauna. Die Bedeutung von Naturschutzgebieten wird wichtiger und Initiativen, die in den Ausbau dieser Gebiete investieren, werden vom Staat gefördert.

Tourismus

Ecotourism ist ein wichtiges Schlagwort in den Golfstaaten. Gerade in Ländern wie Saudi-Arabien wird das Wort allerdings oft nur genutzt, um auf die vielfältige Naturlandschaft einer Region aufmerksam zu machen. Wirkliche Initiativen findet man eher selten. In den VAE und auch in Katar ist das Thema zumindest bei Hotelprojekten und im Rahmen von Naturschutzzonen in der Wüste für nachhaltigen Tourismus etc. angekommen. Zudem machen sich Initiativen wie Mülltrennung, Plastikvermeidung, öffentliche Anreise etc. bei Großevents bemerkbar. Diese werden jedoch von der Bevölkerung nicht immer genutzt oder wahrgenommen.

Für westliche Gäste sind die Golfstaaten kein bevorzugtes nachhaltiges Tourismusziel, da hier trotz erster Initiativen noch die Glaubwürdigkeit fehlt. In Richtung Österreich spielen nachhaltige Urlaubsformen für die Reiseentscheidung noch keine Rolle. Mittelfristig, wenn das Thema noch stärker im Bewusstsein der Bevölkerung verankert ist, kann Österreich aber mit seinen Qualitäten in diesen Bereichen punkten. Und bereits jetzt ist es ein Thema, welches in der Medienkommunikation gut funktioniert.