Zertifikate als Unterstützung bei der Weiterentwicklung eines nachhaltigen Tourismus

Zertifikate als Unterstützung bei der Weiterentwicklung eines nachhaltigen Tourismus

Ergebnis des Prozesses einer Nationalen Zertifizierungs- und Kennzeichnungsstrategie

Ob Energiebewusstsein, Regionalität, soziale Verantwortung, Müllvermeidung oder Ressourcenschonung – vielen Menschen sind diese Aspekte auch im Urlaub wichtig. Unternehmerinnen und Unternehmer greifen dieses Thema verstärkt auf, nicht nur um die Wünsche der Gäste zu erfüllen, sondern aus Überzeugung.

Nachhaltigkeit als Voraussetzung für einen erfolgreichen österreichischen Tourismus

Österreichs Tourismus lebt von seinen Natur- und Kulturschätzen sowie der Gastfreundschaft. Um die Belastung für die Umwelt zu reduzieren und im Einklang mit der heimischen Bevölkerung zu agieren, braucht es eine ausgewogene Weiterentwicklung mit Bezug auf alle drei Dimensionen der Nachhaltigkeit: ökologisch, sozio-kulturell und ökonomisch.

Standards und Zertifikate

Dafür gibt es in Österreich bereits gute Ansätze. Bei der Gestaltung nachhaltiger touristischer Produkte können sowohl messbare Kriterien als auch entsprechende Zertifikate helfen. Entsprechende Kriterien sind die Basis eines jeden Zertifizierungsprozesses und umfassen idealerweise alle drei Dimensionen der Nachhaltigkeit. Eine der Herausforderungen liegt nämlich darin, nachhaltige Angebote so im Markt zu positionieren, dass Gäste eine bewusste Entscheidung treffen können. Nachhaltigkeit muss „sichtbar“ gemacht werden. Hier können entsprechende Zertifikate im Tourismus eine zentrale Rolle spielen.

Nachhaltigkeit in der österreichischen DNA

Die österreichische Tourismuspraxis zeigt, dass Nachhaltigkeit in der DNA vieler Betriebe und Destinationen auch schon ohne Zertifizierung verankert ist. Gerade in der österreichischen Tourismuslandschaft gibt es bereits viele Gastgebende und touristische Leistungsträger, die in Sachen Nachhaltigkeit oft intuitiv sehr viel mehr tun als manche Zertifizierungen verlangen.

Vorteile für Gast und Gastgebende

Zertifizierungen und messbare Kriterien bieten Gästen einen praktischen und konkreten Rahmen zur Orientierung im komplexen Themenfeld der Nachhaltigkeit und unterstützen Gastgebende sich laufend weiterzuentwickeln. Vor allem die Messbarkeit von Nachhaltigkeit ist auch in der Kommunikation nach außen – etwa gegenüber Finanzierungsinstituten – von zentraler Bedeutung.

Zertifizierungsprogramme bieten nicht nur dem Gast eine hilfreiche Orientierung, sondern können auch eine starke Wirkung nach innen entfalten – beispielsweise im Employer Branding – und damit Veränderungen in Unternehmen, Organisationen und Destinationen vorantreiben. Diese freiwilligen Instrumente haben zwei wichtige Aufgaben: Einerseits legen sie Nachhaltigkeitsstandards im Tourismus fest und bieten Betrieben und Destinationen dadurch eine Orientierungshilfe. Andererseits bieten sie dem Gast Informationen über das Produkt und machen umweltfreundliche und sozialverantwortliche Angebote leichter erkennbar.

Orientierung im Label-Dschungel

Zur Unterstützung bei der Wahl von geeigneten Zertifizierungen – Stichwort „Label-Dschungel“ – und um Greenwashing zu vermeiden, wurden gemeinsam von Österreich Werbung, Wirtschaftskammer Österreich und Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft Empfehlungen auf Basis eines breit aufgestellten Multi-Stakeholderprozesses erarbeitet, um der österreichischen Tourismusbranche Orientierung zu bieten. Dieser Prozess ist die Basis der Entwicklung einer Nationalen Zertifizierungs- und Kennzeichnungsstrategie (NZKS), die eine von acht Initiativen der Nachhaltigkeitsstrategie der Österreich Werbung darstellt. Die Empfehlungen orientieren sich an den Handlungsfeldern des Plan T – Masterplan für Tourismus des Bundesministeriums für Arbeit und Wirtschaft.

Empfehlungen für Österreich

  • Österreich verfolgt keine exklusive Zertifizierungsstrategie, die ausschließlich auf einem Label aufbaut.
  • Nationale und internationale Zertifikate sowohl für Betriebe als auch für Destinationen sind hilfreich.
  • Die Zertifikate sollen alle drei Dimensionen der Nachhaltigkeit (ökologisch – sozio-kulturell – ökonomisch) adressieren, um die Bedürfnisse der Gäste, der Tourismuswirtschaft, der Umwelt und der heimischen Bevölkerung gleichermaßen zu berücksichtigen.
  • Die Zertifikate sollen basierend auf einem externen Prüfverfahren durch unabhängige Dritte vergeben werden.

Die zu erfüllenden Kriterien der Zertifikate sollen vom Global Sustainable Tourism Council (GSTC) anerkannt oder als Äquivalent zu verstehen sein.

Auf dieser Basis lassen sich somit aktuell folgende konkrete Zertifizierungen ableiten: Auf Betriebsebene sind es das Österreichische Umweltzeichen[1], das EU Ecolabel sowie Green Key. Auf Destinationsebene ist das Österreichische Umweltzeichen für Destinationen und Green Destinations verfügbar, TourCert möchte sich ebenfalls noch 2023 entsprechend positionieren.

Diese klare Zertifikatsempfehlung verfolgt das Ziel, eine orchestrierte Herangehensweise an das Thema in der österreichischen Tourismuswirtschaft zu etablieren. Durch die Berücksichtigung von verschiedensten Kriterien als Ergebnis des eingangs erwähnten Multi-Stakeholderprozesses soll sichergestellt werden, dass Greenwashing vermieden wird.

Von Seiten der Österreich Werbung werden zertifizierte Betriebe und Destinationen neben anderen Best Practice-Beispielen in der Kommunikationsarbeit ab 2024 verstärkt vor den Vorhang geholt, von Seiten des BMAW und der WKO wird die Orientierung und Informationsbereitstellung mit Hilfe von Schulungen und Fachveranstaltungen als Mehrwert forciert.


[1] Bei den 274 Umweltzeichen-Betrieben handelt es sich ausschließlich um Beherbergungsbetriebe. Mit Gastronomie, Hütten, Catering, Tagungs- und Eventlocations, Gemeinschaftsverpflegung, Kulturbetrieben und Campingplätzen, liegt Österreich bei 504 Betrieben. Zusätzlich gibt es zehn zertifizierte Reiseveranstalter und 109 Green Meetings.