Die Hotelbranche steht an der Schwelle einer technologischen Revolution, und Künstliche Intelligenz (KI) könnte der Schlüssel sein, um diese Branche in eine effizientere und kund:innenorientiertere Zukunft zu führen. Dies geht aus einer kürzlich durchgeführten Studie hervor, die die Akzeptanz, Vorteile und Herausforderungen von KI-Technologien unter KMUs im europäischen Gastgewerbe untersucht hat.
Die von Prof. Roland Schegg der Hochschule Wallis durchgeführte Online-Umfrage, wurde unter 1.115 Hotels in Österreich, Deutschland, Griechenland, Frankreich und der Schweiz durchgeführt und zeichnet ein detailliertes Bild der aktuellen Lage. Sie verdeutlicht, dass die Nutzung von KI stark variiert, wobei wie zu erwarten Kettenhotels und Häuser mit höherer Sternekategorie oder größerem Umfang eher dazu neigen, KI-Technologien zu integrieren, während kleinere Betriebe und solche in bestimmten Regionen hinterherhinken. Besonders hervorzuheben ist der Einfluss von KI auf die Personalisierung des Kund:innenerlebnisses. Technologien wie Gesichtserkennung für schnelle Check-ins, Passvalidierung für erhöhte Sicherheit und Chatbots für Echtzeit-Gästekommunikation sind nur einige Beispiele der Möglichkeiten, die KI bietet.
Allerdings ist die Aufnahme dieser Innovationen in der Branche unterschiedlich. Während einige Technologien, wie Echtzeit-Umsatzmanagement und SEO-Verbesserung, als revolutionär gefeiert werden, stoßen andere, wie virtuelle Assistent:innen, auf eine verhaltene Reaktion. Operative Effizienz ist ein weiterer Bereich, in dem KI eine zentrale Rolle spielt. Die Studie hebt hervor, wie KI beim Schutz vor Betrug, bei der Rationalisierung der Mitarbeiter:innenausbildung und bei der Sicherstellung konstanter Belegungsraten eine zentrale Rolle spielen kann. Dies unterstreicht das Potenzial von KI, die Backend-Operationen von Hotels zu revolutionieren.
Österreich ist Top im internationalen AI-Vergleich: KI Einsatzfelder der Hotellerie
1. Vorausschauende Analysen
Eines der auffälligsten Ergebnisse der Studie ist der Einsatz von prädiktiver Analytik. Während im Durchschnitt nur 44 % der befragten Hotels diese Technologie nutzen, setzen in Österreich beeindruckende 65 % darauf. Das sind 21 Prozentpunkte mehr als der Gesamtdurchschnitt, ein klarer Hinweis auf Österreichs Vorreiterrolle in diesem Bereich.
2. Online-Bewertungsanalyse
Ein weiteres Schlüsselelement ist die Analyse von Online-Bewertungen. Hier nutzen 60 % der österreichischen Hotels entsprechende Technologien, verglichen mit einem Durchschnitt von 38 % weltweit. Diese Differenz von 22 Prozentpunkten unterstreicht, wie wichtig österreichischen Hotels das Feedback ihrer Gäste ist.
3. Echtzeit-Umsatzmanagement
Beim Echtzeit-Umsatzmanagement liegt Österreich mit 48 % ebenfalls über dem internationalen Durchschnitt von 34 %. Diese 14 Prozentpunkte Unterschied zeigen, wie effizient österreichische Hotels ihre Einnahmen steuern.
4. Personalisierte Dienstleistungen
Besonders deutlich wird der Unterschied bei personalisierten Dienstleistungen. Während der Durchschnitt bei 30 % liegt, nutzen 63 % der österreichischen Hotels diese Technologie – eine enorme Differenz von 33 Prozentpunkten.
5. Arbeitskräfteplanung
In der Arbeitskräfteplanung übertrifft Österreich mit 44 % den Durchschnitt von 29 % um 15 Prozentpunkte. Dies zeigt, dass österreichische Hotels großen Wert auf eine effiziente Personalplanung legen.
6. Kund:innenprofilierung
In der Kund:innenprofilierung liegt Österreich mit 31 % deutlich über dem internationalen Durchschnitt von 19 %. Diese 12 Prozentpunkte Differenz zeigen, wie gezielt österreichische Hotels ihre Dienstleistungen auf die individuellen Bedürfnisse ihrer Gäste abstimmen.
7. Einsatz von Textgeneratoren
Beim Einsatz moderner Textgeneratoren wie ChatGPT und Bard liegt Österreich mit 26 % ebenfalls vorne, verglichen mit einem internationalen Durchschnitt von 19 %. Dieser Vorsprung von 7 Prozentpunkten illustriert Österreichs Offenheit für innovative Kommunikationstechnologien.
8. Automatisierte Kund:innenreaktionen
Bei automatisierten Kund:innenreaktionen ist Österreich mit 18 % leicht vor dem Durchschnitt von 17 %. Auch wenn der Vorsprung hier gering ist, zeigt es doch eine Tendenz zur Nutzung automatisierter Prozesse in der Kund:innenkommunikation.
9. Passvalidierung
Die Passvalidierung ist ein weiteres Feld, in dem Österreich mit 20 % über dem Durchschnitt von 13 % liegt, was eine Abweichung von 7 Prozentpunkten zugunsten Österreichs darstellt.
10. Abfallanalyse
In der Abfallanalyse bewegt sich Österreich mit 12 % genau im internationalen Durchschnitt. Dies zeigt, dass österreichische Hotels auch in nachhaltigen Praktiken aktiv sind.
11. Hilfssysteme für Produktentwicklung
Ein besonders großer Vorsprung zeigt sich bei den Hilfssystemen für Produktentwicklung. Mit 39 % liegt Österreich weit über dem Durchschnitt von 11 %, ein beeindruckender Vorsprung von 28 Prozentpunkten.
12. ChatBots
Auch der Einsatz von ChatBots ist in Österreich mit 26 % weit verbreitet, verglichen mit einem internationalen Durchschnitt von 11 %. Diese Differenz von 15 Prozentpunkten unterstreicht die Innovationsfreude der österreichischen Hotellerie.
13. Automatische Menüerstellung
Bei der automatischen Menüerstellung liegt Österreich mit 6 % nur knapp über dem Durchschnitt von 5 %. Trotzdem zeigt sich hier ein Trend zur Nutzung von Automatisierung in der Gastronomie.
14. Virtueller Assistent
Mit dem Einsatz virtueller Assistenten (13 %) liegt Österreich 8 Prozentpunkte über dem Durchschnitt von 5 %, ein weiteres Zeichen für die fortschrittliche Anwendung von KI in der Hotellerie.
15. Bildgenerierung
In der Bildgenerierung liegt Österreich mit 6 % doppelt so hoch wie der internationale Durchschnitt von 3 %.
16. Automatisierung von Hotel/Zimmer
Bei der Automatisierung von Hotel und Zimmer liegt Österreich mit 3 % gleichauf mit dem internationalen Durchschnitt.
17. Gesichtserkennung
Auch im Bereich der Gesichtserkennung steht Österreich mit 2 % auf gleicher Höhe mit dem internationalen Durchschnitt.
Diese Vielfalt in der Nutzung fortschrittlicher Technologien zeigt, dass Österreichs Qualitätshotellerie nicht nur in traditionellen Bereichen wie Service und Komfort herausragt, sondern auch in der Einführung und Anwendung modernster technologischer Lösungen. Dieses Engagement für Innovation und Technologie trägt wesentlich dazu bei, dass Österreichs Hotels in einem immer wettbewerbsintensiveren globalen Markt führend bleiben.
Die Studie betont auch die Notwendigkeit einer symbiotischen Beziehung zwischen Hoteliers und Technologieanbietern. Es ist wesentlich, dass Hoteliers eng mit ihnen zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass Lösungen auf spezifische Bedürfnisse und Herausforderungen zugeschnitten sind. Eines der größten Hindernisse für die Einführung von KI ist der Widerstand, insbesondere von älteren Generationen von Hotelbesitzer:innen. Um diesen zu überwinden, sind Strategien erforderlich, die Schulungen, Unterstützung und einen Schwerpunkt auf die Darstellung konkreter Vorteile umfassen. Die transformative Möglichkeit von KI für die Hotellerie umfasst die Verbesserung des Gästeerlebnisses bis hin zur Rationalisierung von Betriebsabläufen und der Steigerung des Umsatzwachstums. Mit der fortschreitenden Entwicklung der Technologie wird die Adoption von KI wahrscheinlich ein entscheidender Differenzierungsfaktor in der wettbewerbsintensiven Hotellerie werden. KI-getriebene Systeme können personalisierte Nachrichten und Empfehlungen an Gäste senden, bevor diese ankommen, und so deren Vorfreude und Planung erhöhen. Während des Aufenthalts können Gesichtserkennungssysteme Check-in-Prozesse vereinfachen, während virtuelle Assistenten und Chatbots Anfragen beantworten, Technologien im Zimmer verwalten und sogar Reservierungen handhaben können. KI ermöglicht es auch, Informationen über Kund:innenpräferenzen zu sammeln, indem diese in Kund:innenprofile aufgenommen werden. Nach dem Aufenthalt kann KI automatisierte Feedback-Antworten generieren und personalisierte Werbeaktionen anbieten, um Rückbesuche zu fördern.
Im Rahmen der Studie wurde der Fragebogen in vier Sprachen übersetzt: Französisch, Deutsch, Englisch und Griechisch. Die Umfrage wurde von Mai bis Juli 2023 an die Mitgliedshotels der verschiedenen Hotelverbände gerichtet, wobei die Kontaktaufnahme per E-Mail (A, CH, D, GR) oder über Newsletter (F) erfolgte.
Insgesamt wurden 1.115 individuelle Antworten von Hotels durch die Online-Umfrage in der Auswertung berücksichtigt. Es gab jedoch erhebliche Schwankungen in den Antwortraten nach Ländern. Griechische Hotels lieferten mit mehr als 550 Antworten etwa 50 % aller Antworten in der Stichprobe, während Frankreich mit 12 Antworten lediglich 1 % der Gesamtstichprobe ausmachte. Deutsche Hotels stellten etwa 18 % und Schweizer Hotels etwa 17 % der Gesamtstichprobe dar. Österreichische Hotels machten etwa 13 % aus.
Wenn auch ihr KI in der Hotellerie künftig einsetzten wollt, aber noch der richtige Überblick fehlt, dann zeigt euch die Tabelle unten einige Beispiele wie künstliche Intelligenz von Beherbergungsbetrieben zielführend eingesetzt werden kann.
Beispiele für den Einsatz von KI in der Hotellerie
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Hotellerie vor einer technologischen Revolution steht, mit KI an der Spitze. Während die Vorteile klar sind, ist der Weg zur erfolgreichen Adoption von KI mit Herausforderungen verbunden. Durch die Konzentration auf Bildung, die Förderung von Zusammenarbeit und das Verständnis für die nuancierten Bedürfnisse des Sektors kann die Branche die transformative Kraft der KI voll ausschöpfen und eine Zukunft sicherstellen, die effizient, gästezentriert und ihrer Zeit voraus ist.
Quellen:
Schegg, Roland (2023) Wie weit ist die KI-Integration in der europäischen Hotellerie wirklich? Eine aktuelle Umfrage gibt Antworten. Link [https://tourobs.ch/de/artikel/makrotendenzen-im-tourismus-und-der-reisebranche/wie-weit-ist-die-ki-integration-in-der-europaischen-hotellerie-wirklich-eine-aktuelle-umfrage-gibt-antworten/]
ÖHV (2024) ÖHV-Whitepaper KI Link [https://www.oehv.at/lobbying/kuenstliche-intelligenz/]