Es ist der zweite Adventsonntag. Sepp Eder steht in seinem neuen entzückenden Concept Store in Maria Alm und überträgt live auf Instagram. Nach und nach kommen Leute auf sein Profil, sagen „Hi“, senden Emojis und los geht’s mit dem gemeinsamen Treffen am virtuellen Hausbankerl.
„An den vier Adventsonntagen gehen wir über Instagram „live“ und verbringen schöne gemeinsame Momente. Am ersten Sonntag war ich mit Freunden und Stammgästen am Berg - da war’s zwar saukalt und ein bissi mühsam mit dem iPhone, aber am Ende hat es gut geklappt. Letzten Sonntag haben wir unseren neuen Concept Store „Maria & Josef“ am Hauptplatz von Maria Alm eröffnet - auch rein virtuell, aber in wundervoller Gesellschaft. Wenn die Gäste nicht in den Urlaub dürfen, bringen wir ihnen den Urlaub nach Hause“, berichtet Sepp Eder, Chef der Eder Hotels in Maria Alm im Pinzgau, über seine Erfahrungen mit dem „virtuellen Hausbankerl“.
Digitalisierung als Chance im Mindset der Gäste zu bleiben
Die Idee und ein dazugehöriges Drehbuch samt Tutorials für die technische Umsetzung und Themenvorschlägen hat der touristische Vordenker von der Österreich Werbung erhalten. Die ÖW arbeitet im Rahmen der Innovationsplattform NETA (Next Level Tourism Austria) intensiv an neuen digitalen Kommunikations- und Kundenbindungslösungen für den österreichischen Tourismus. Denn für eine rasche Rückkehr zum Vollbetrieb nach Corona ist es jetzt entscheidend, im Mindset der Gäste zu bleiben, den Kontakt zu halten und Lust auf ein Wiederkommen zu erzeugen.
„Gerade jetzt ist es für Betriebe wichtig, mit ihren Stammgästen in Kontakt zu bleiben. Videocalls sind eine im Vergleich zum klassischen Newsletter viel persönlichere Möglichkeit, das zu bewerkstelligen. Mit dem virtuellen Hausbankerl unterstützen wir die Branche mit dem Know-how für einen gelungenen persönlichen Austausch zwischen Gästen und Gastgeberinnen und Gastgebern“, sagt Reinhard Lanner, CDO der Österreich Werbung. Das Playbook zum virtuellen Hausbankerl ist als PDF kostenlos downloadbar und gibt auf 22 Seiten Tipps, sowohl was die Technik als auch den Ablauf von Videocalls angeht. „Und diese Hilfestellung wird von der Branche sehr gut angenommen“, freut sich Lanner.
Physical Distancing statt Social Distancing
Der österreichische Tourismus ist auch die Geschichte engagierter, traditionsreicher Familienunternehmen. Viele arbeiten in der dritten und vierten Generation und haben über die Jahre oft mehr Freundschaften als „Kundenbeziehungen“ aufgebaut. Der persönliche Touch und das Erlebnis vor Ort standen und stehen dabei stets im Mittelpunkt. Die COVID-19-Pandemie ist für diese sehr persönliche Art ein Unternehmen zu führen, eine brutale und unverschuldete Vollbremsung. Gerade jetzt ist es wichtig - bei aller Enttäuschung und Verunsicherung - die sozialen Kontakte zu halten und Zuversicht und Freude zu vermitteln.
Ein Thema auch für die Stadthotellerie
Nicht nur in den Familienhotels am Land ist das virtuelle Hausbankerl eine gute Lösung, um mit Stammgästen in Kontakt zu bleiben. Im Hotel Schani, direkt am Wiener Hauptbahnhof, haben Juliette Komarek-Hehle aus der Eigentümerfamilie und COO Markus Marth einen virtuellen Adventpunsch via Zoom veranstaltet. „Wir haben einen kleinen Weihnachtsmarkt samt Christbaum in der Lobby aufgestellt und unseren Gästen vorab unser ganz spezielles Punschrezept geschickt. Als es dann losgegangen ist, haben wir erst mal eine kleine Tour durch das Hotel gemacht und dann gemeinsam angestoßen und geplaudert“, schildert Komarek-Hehle. Als Anreiz sich dazuzuklicken wurde eine Urlaubsbox mit Gin, Kosmetik und einem Häferl verlost.