Perspektiven auf dem Markt China: James Liang, Chairman Trip.com, im Interview

Perspektiven auf dem Markt China: James Liang, Chairman Trip.com, im Interview

Im November letzten Jahres besuchte Trip.com-Chairman James Liang die Österreich Werbung und unterzeichnete ein Memorandum of Understanding über die zukünftige Zusammenarbeit. Wir nutzen die Gelegenheit für ein Interview und sprachen mit James Liang unter anderem über die Entwicklung des Markts China und die Auswirkungen von Olympia auf die Lust der chinesischen Gäste aufs Skifahren.

China war für Österreich vor der Pandemie ein Herkunftsmarkt mit außergewöhnlichen Wachstumsraten. Wird dieses Wachstum nach Corona zurückkehren? Wann könnte das sein?

Seit 2010 verzeichnete der chinesische Auslandsreiseverkehr ein stetiges Wachstum, mit einem stark positiven Trend, der sich in den letzten 10 Jahren vor der Pandemie entwickelt hat. Im selben Zeitraum verzeichnete auch Österreich ein starkes Wachstum als Reiseziel. Nach dem Ende der Pandemie ist mit einer langsamen, aber stetigen Erholung des Auslandsreiseverkehrs zu rechnen, da sich in China in den letzten zwei Jahren ein Nachholbedarf gebildet hat.

Chinesinnen und Chinesen sind sehr begierig darauf, die Welt und Reiseziele zu entdecken, die eine atemberaubende Natur, wunderbare Menschen und eine lebendige Kultur bieten, wie das in Österreich der Fall ist. Besonders Österreich wird für Chinesinnen und Chinesen von großem Interesse sein, da der Wintersport nach den Olympischen Winterspielen in Peking immer beliebter wird.

Aus diesem Grund ist momentan eine entscheidende Zeit für Destinationen. Während wir auf die vollständige Wiedereröffnung des Reiseverkehrs warten und uns darauf vorbereiten, sollten sich die Destinationen auf ihre Kommunikation und Inhalte konzentrieren, um ihr Angebot zu bewerben. Es ist jetzt wichtig, den Reisenden neue Inspiration für ihre zukünftigen Reisen zu geben und sie verborgene Juwelen und einzigartige Erlebnisse entdecken zu lassen. Gleichzeitig sollten die Destinationen sicherstellen, dass sicheres Reisen möglich ist. Und in der Vermarktung sollten Destinationen ein besonderes Augenmerk auf die Kommunikation der vorherrschenden Sicherheitsmaßnahmen legen, damit sich die Menschen sicher fühlen und das Vertrauen haben zu reisen, sobald dies wieder möglich ist.

Ich gehe davon aus, dass die Reisebeschränkungen bis zum Winter 2022 schrittweise gelockert werden und die Dynamik, die sich im Jahr 2021 entwickelt hat, wieder aufgenommen wird. Wir leben in einer globalen Welt, in der die Bedeutung des Reisens noch nie so offensichtlich und notwendig war wie heute.

Entwickeln die Chinesinnen und Chinesen im Zuge der Olympischen Winterspiele eine Affinität für den Wintersport und hat dies Auswirkungen auf Österreich? Werden chinesische Gäste in absehbarer Zeit zum Skifahren nach Österreich kommen?

Wir gehen davon aus, dass nach den Olympischen Winterspielen in Peking ein wachsendes Segment von Outbound-Reisenden Wintersporterlebnisse im Ausland suchen wird. In den letzten Jahren hat der Wintersport in China an Popularität gewonnen, und die Trip.com Group hat bereits mehrere saisonale Kampagnen und Werbeaktionen für Wintersporttourismus wie Skireisen durchgeführt. Es besteht kein Zweifel, dass nach den Olympischen Winterspielen, dem weltweit wichtigsten Wintersportereignis, für viele chinesische Reisende Winteraktivitäten eine Rolle spielen werden. Man wird renommierte Skigebiete weltweit entdecken und besuchen wollen. Dazu gehört auch Österreich, eine der besten Ski-Destinationen in Europa. Ich glaube, dass künftig ein großes Potenzial für die österreichischen Skidestinationen besteht, solange es eine passende Kommunikation und Marketing für den chinesischen Markt gibt und eine Zusammenarbeit mit lokalen Influencern und Prominenten, um die soziale Reichweite zu erhöhen. Bei der Trip.com Group arbeiten wir mit vielen Reise-, Lifestyle- und Sport-Influencern für Kampagnen und die Erstellung von Inhalten auf unserer Reise-Community-Plattform zusammen. Gleichzeitig sollten Destinationen in ein angemessenes Angebot für chinesische Reisende in Bezug auf Produkte und Dienstleistungen investieren, wie z. B. Chinesisch sprechende Skilehrer, leicht zugängliche Informationen in chinesischer Sprache und breit verfügbare digitale Zahlungsmöglichkeiten.

Wer sind die wichtigsten Mitbewerber Österreichs, mit denen Sie sicher auch sprechen?

Trotz der Pandemie ist das Interesse an europäischen Reisezielen sehr groß. Europa war vor der Pandemie ein wachsender Markt und wir erwarten, dass er sich schnell erholen wird, wenn der Reiseverkehr wieder öffnet. Aus diesem Grund sind wir mit allen unseren europäischen Reisezielpartnern in Kontakt geblieben und haben weiterhin für die kulturell reichen Länder und Orte von herausragender natürlicher Schönheit auf dem gesamten Kontinent geworben. Dazu gehören auch die sehr guten Beziehungen und die regelmäßige Zusammenarbeit mit Deutschland, Italien und der Schweiz, die als direkte Mitbewerber Österreichs angesehen werden können.

Sie haben vor kurzem eine Absichtserklärung mit der Österreich Werbung unterzeichnet. Was erwarten Sie sich von dieser Zusammenarbeit?

Ein Memorandum of Understanding zwischen der Österreich Werbung und Trip.com Group wurde im November unterzeichnet. Wir freuen uns sehr, diese strategische Partnerschaft mit der Österreich Werbung einzugehen. Für die Trip.com Group bedeutet das die Möglichkeit, die Vermarktung Österreichs auf dem chinesischen Markt im Jahr 2022 zu verstärken und für Österreich, künftig mehr Reisende aus China anzuziehen. Diese strategische Partnerschaft ermöglicht uns, Österreich auch über andere Plattformen der Trip.com Group wie Trip.com und Skyscanner zu bewerben und so ein breiteres globales Publikum zu erreichen. Wir betrachten Österreich als einen unserer strategischen Partner auf dem Weg der Erholung nach der Pandemie. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit, um ein stärkeres und einheitliches Bild von Österreich als Reiseziel weltweit zu vermitteln.

In Europa wird viel über Nachhaltigkeit geredet. Gibt es diesen Trend auch in China?

Nachhaltigkeit ist in China definitiv ein wachsendes Thema, insbesondere in der Reisebranche. In den letzten Jahren haben sich neue Reisetrends herauskristallisiert. Mit der Entdeckung von mehr natürlichen und abgelegenen Reisezielen in China steigt auch das Interesse an Camping, ländlichem Tourismus und Reisezielen abseits der Großstädte.

Im Jahr 2021 investierte die Trip.com Group in die Initiative zur Wiederbelebung des ländlichen Raums und eröffnete mehrere Trip.com Group Country Retreats in ländlichen Provinzen in China. Außerdem haben wir eine Akademie für ländliche Revitalisierung gegründet, um lokale Talente im Gastgewerbe auszubilden, in Zusammenarbeit mit der lokalen Regierung. Diese Initiative zielt darauf ab, die Entwicklung des ländlichen Tourismus in China zu unterstützen und den Verkauf lokaler Produkte über die regionalen Grenzen hinaus zu erleichtern, um die lokale Wirtschaft und den Lebensunterhalt zu verbessern.

Was ist Ihre persönliche Erfahrung mit Reisen nach/innerhalb Österreichs? Was hat Ihnen gefallen, konnten Sie chinesische mobile Zahlungssysteme nutzen und sind Sie vielleicht auf etwas gestoßen, dass Sie als chinesischer Gast irritiert hat und das wir verbessern könnten?

Ich hatte eine großartige Erfahrung in Österreich. Ich habe das Schloss Schönbrunn, die Galerie Belvedere und das Kunsthistorische Museum besucht und es sehr genossen. Österreich ist ein einzigartiger Ort, der eine reiche Kombination aus Musik, Kunst, Kultur und Naturschönheiten bietet. Chinesische Gäste können hier mehr als eine Woche verbringen. Es ist einfach, ein paar Tage in Wien zu verbringen und dann geht es weiter in die Skigebiete zum Skifahren. Und nachts gibt es ein blühendes Nachtleben mit Musik und kulinarischen Köstlichkeiten.