Blockchain und Bitcoin - Netzwerke der Zukunft

Blockchain und Bitcoin: Netzwerke der Zukunft

„Daten werden zu einer neuen Klasse der Anlagen – und zwar zu einer, die herkömmliche übertreffen wird!“ – so Don und Alex Tabscott in ihrem aussagekräftig betitelten Buch „Blockchain Revolution.“ Tatsächlich ist Blockchain, die zugrundeliegende Technologie für so genannte Kryptowährungen wie Bitcoin, schon lange ein großes Thema – und das auch im Tourismus.

Eine Blockchain bezeichnet im Prinzip eine Datenbank, die gegen nachträgliche Manipulation gesichert ist. Dies ist durch kryptografische Verkettung möglich: Der so genannte Hashwert, eine Umwandlung einer beliebig langen Zeichenfolge auf eine Zeichenfolge mit fester Länge, des vorangehenden Datensatzes wird im jeweils nachfolgenden Datensatz gesichert. So ist es möglich, die Integrität der Datenbank, also deren Sicherung gegen nachträgliche Manipulation, sicherzustellen. Einfach erklärt ähnelt die Technologie dem Journal der Buchführung.

Als dezentrales Netzwerk bietet Blockchain essentielle Vorteile in Sachen Vereinfachung und Transaktionssicherheit im Gegensatz zu zentralen Systemen. Das Verfahren ist die technische Basis für Kryptowährungen, also Zahlungsmittel in digitaler Form. Hier werden Prinzipien der Kryptographie, also Verschlüsselung von Informationen, angewandt. So kann ein dezentrales und sicheres digitales Zahlungssystem realisiert werden.

Bekanntestes Beispiel einer solchen digitalen Währung ist Bitcoin: Diese virtuelle Währung wird, trotz anfänglicher Skepsis, mittlerweile immer häufiger als Zahlungsmittel akzeptiert. Überweisungen erfolgen hier nicht über eine herkömmliche Bank, sondern über eine dezentrale Datenbank direkt zwischen den Nutzerinnen und Nutzern. Es ist also keine zentrale Abwicklungsstelle nötig – dank der zugrundeliegenden Blockchain-Technologie. Die genutzten kryptographischen Techniken stellen sicher, dass Transaktionen mit Bitcoins nur vom jeweiligen Eigentümer vorgenommen und die Geldeinheiten nicht mehrfach ausgegeben werden können. Die Zahlungen erfolgen zwar an pseudonyme Adressen, die immer wieder neu generiert werden können – letzten Endes sind die Bezahlenden jedoch identifizierbar.

Gerade im Tourismus sind Bitcoins eine interessante Thematik. Mittlerweile kann in vielen Restaurants und Hotels mit Bitcoins bezahlt werden. Das amerikanische Paar Austin und Betty Craig reiste sogar mit der Kryptowährung um die Welt – wenn auch nicht ganz problemlos: „Unterwegs trafen wir uns immer wieder mit Menschen, die auch mit Bitcoins zahlten. Ohne sie wären wir nicht weit gekommen. Denn die wenigsten Tankstellen waren bereit, sich auch nur auf eine Diskussion über die Bitcoin-Zahlung einzulassen, geschweige denn sie anzunehmen“, so Austin Craig. Der Sprung über den Atlantik nach Europa war dank einer Reiseagentur, bei der eine Zahlung mit Bitcoins möglich ist, kein Problem. Über spezielle Plattformen lernte das Paar unterwegs viele andere Nutzerinnen und Nutzer kennen – vor allem am letzten Stopp in Singapur. Die Zahlungsschwierigkeiten blieben jedoch über die ganze Reise hinweg bestehen: Kaum eine Sehenswürdigkeit akzeptierte Bitcoins, weswegen Austin und Betty Craig auf andere Attraktionen auswichen: „Wir entdeckten verschiedene Baustile, kostenlose Independent-Museen und haben Dinge ausprobiert, die wir als normale Touristen nie gemacht hätten.“

Skepsis am Zahlungsmittel Bitcoin ist somit nach wie vor berechtigt – nicht zuletzt auch wegen teils stark schwankender Kurse. Fest steht jedoch, dass Blockchain als zugrundeliegendes Prinzip eine Vielzahl neuer Möglichkeiten eröffnen wird, die nicht nur Datenbanken sicherer machen und zur Cybersecurity beitragen können, sondern auch den Fortschritt von Kryptowährungen ermöglichen werden. Gerade für finanzielle Abwicklungen auf Reisen bleiben virtuelle Währungen demnach ein Thema, das uns gespannt auf die Zukunft unserer Zahlungen warten lässt.

Denis Jaromil Roio

Denis Roio, besser bekannt als Jaromil, ist CTO und Co-Gründer der Dyne.org think&do Tank. Gegründet im Jahr 1999 mit Sitz in Amsterdam ist Dyne.org die Heimat einer Gemeinschaft von MedienkünstlerInnen, kritischen EntscheidungsträgerInnen und freien Software-EntwicklerInnen mit einem starken Fokus auf Kryptographie, Peer-to-Peer-Netzwerke, Dezentralisierung und Blockchain-Technologien.

Jaromil leitete 6 Jahre lang die Forschungs- und Entwicklungsabteilung am NIMK (Niederländisches Institut für Medienkunst, vormals Montevideo/TBA) und wurde 2009 mit dem Vilém Flusser Award der Transmediale in Berlin ausgezeichnet. Er ist Fellow an der Waag Society in Amsterdam und war im Rahmen der Publikation „Purpose Economy“ (2014) als einer der Top 100 sozialen Unternehmer in Europa (2014), sowie unter den "40 under 40 European Young Leaders“ (2013) gelistet. Zu seinen jüngsten Projekten gehören: D-CENT, DECODE project, Devuan, Freecoin und Dowse (ISOC NL Innovationspreis 2016, besondere Anerkennung).

Denis "Jaromil" Roio ist sich über den zukunftsweisenden Charakter der Blockchain-Technologie sicher. Roio war von Anfang an in die Entwicklung der Kryptowährung Bitcoin verwickelt. Seit 2000 widmet er sich Dyne.org, einer Plattform, die die wachsende Zahl an Developern, denen soziale Verantwortung wichtiger ist als Profit, vereint. Zudem ist Jaromil führender Developer von Freecoin, einer blockchain-basierten digitalen Währung.