Die Wiener Eventlocation „Reaktor“ wurde im November 2024 für zwei Tage zum Mekka für Naturweinliebhaber:innen. Beim Tasting-Event „Naturwein – The Art of Contemporary Winemaking“ drehte sich alles um die Qualität und Vorzüge der ursprünglichen Tropfen. Unter den Besucher:innen: Inken Schlickeisen von der ÖW. Wie sie das Event erlebt hat und warum Naturwein und Tourismus ein perfekter Match sind, darum geht es hier.
Naturwein ist ein Segment, das seit Jahren stabil wächst. Längst begeistert es eine riesige Anzahl von Fans. Der Andrang beim Tasting-Event „Naturwein – The Art of Contemporary Winemaking“ Ende November 2024 in Wien bewies das einmal mehr.
Das Who’s who der inländischen und ausländischen Szene war vor Ort, über 80 Naturwein-Winzer:innen kredenzten ihre hochwertigen Erzeugnisse. Neben der Verkostung ungeschönter und charaktervoller Weine bot die Messe auch Workshops rund um Biodiversität, nachhaltigen Anbau und die Philosophie hinter Naturwein.
Fachleute springen am besten direkt zum nächsten Absatz, aber der Vollständigkeit halber will ich hier trotzdem kurz erklären, was Naturwein eigentlich auszeichnet. Naturwein, auch „Natural Wine“ genannt, wird so naturnah und unverfälscht hergestellt wie möglich. Die Trauben stammen in der Regel aus biologischem oder sogenanntem biodynamischem Anbau. (Letzterer verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz im Rahmen einer Kreislaufwirtschaft, detailliertere Erklärungen würden hier aber den Rahmen sprengen.) Bei Naturwein erfolgt die Gärung natürlich ohne Zugabe von Zusatzhefen. Eingriffe wie Filtration, Klärung oder Schönung werden vermieden. Das gibt den Naturweinen ihren einzigartigen Charakter. Sie schmecken „wilder“ als „konventionelle“ Weine und sind mitunter trüb. Nicht jeder, auch das muss gesagt werden, ist ein Fan dieser „Charakterweine“. Ich dagegen schon. Ich liebe die Authentizität, die einmalige Kombination aus Tradition und Bodenständigkeit.
Bleibt die Frage, was Naturwein eigentlich mit Tourismus zu tun hat? Jede Menge! Österreich hat sich über die Jahre organisch – passend zur Philosophie des Naturweins – als Reisedestination für Weinliebhaber:innen etabliert. Immer mehr Menschen suchen im Urlaub nach authentischen und nachhaltigen Erlebnissen – und Naturwein spricht genau diese Zielgruppe an. Naturwein hat sich in den vergangenen Jahren vom Nischenprodukt zu einem Aushängeschild für bewussten Genuss entwickelt. Er steht für Qualität, Regionalität und eine Verbindung zur Natur. Und das schätzen Reisende in den hektischen Zeiten von heute.
In diese Kerbe schlägt auch Moritz Herzog, der Visionär hinter Weinskandal, welches neben der Tätigkeit als Weingeschäft, Importeur und Gastro-Supplier auch als Veranstalter des Tasting-Events auftritt: „Die Verbindung von Wein und Tourismus wird immer wichtiger. Wer Naturwein schätzt, sucht oft das direkte Gespräch mit den Winzer:innen, möchte die Weinberge durchwandern und den Ort erleben, an dem der Wein entsteht. Österreich bietet dafür perfekte Bedingungen: wunderschöne Landschaften, großartige Gastronomie und eine unvergleichliche Gastfreundschaft“, sagt mir der ehemalige Sommelier.
Für mich war die „Naturwein 2024“ ein beeindruckender Einblick in die Vielfalt und Zukunft des Naturweins. Gleichzeitig hat sie gezeigt, wie stark Österreich in diesem Bereich positioniert ist – sowohl als Produzent als auch als Reiseziel.
Beeindruckt hat mich der internationale Charakter der Veranstaltung. Frankreich, Italien, Spanien, Ungarn, Slowenien, Kroatien … ausländische Winzer:innen stellten gut die Hälfte der Aussteller:innen. Die Internationalität des Events zeigte sich auch am sprachlich bunt gemischten Stimmengewirr unter den Gästen. Besonders stark vertreten: junge Menschen aus Frankreich, aber auch viele Besucher:innengruppen aus Spanien und Italien. Die ausstellenden heimischen Winzer:innen komplett aufzulisten, würde hier jeden Rahmen sprengen und eine Auswahl ist natürlich immer unfair gegenüber den Nichtgenannten. Aber es ist safe to say, dass das Who’s who der heimischen Naturweinwinzer:innen ihre Aufwartung machten. Darunter Gut Oggau, Franz Weninger & Petra Gratzer-Weninger, Claus Preisinger, Projekt Wildtyp und Judith Beck, um nur einige zu nennen.
Was ich am Event besonders genossen habe: Mit den Winzer:innen in persönlichen Kontakt zu treten; die Gespräche über Besonderheiten der österreichischen Regionen – von Gesteinsstruktur, alten Reben im Vulkanland bis zu Weingütern und deren Geschichte. Es war inspirierend zu erleben, wie Weinkultur, Nachhaltigkeit und Tourismus hier auf eine Weise zusammenkommen, die Genussmenschen aus der ganzen Welt anzieht. Ich freue mich darauf, dieses Lebensgefühl weiterzutragen. Mit dem Naturwein als Botschafter, der Österreichs Bedeutung als Kulinarik-Destination eindrucksvoll unterstreicht.