Nachhaltigkeit in Österreich: Klimawanderung in Saalfelden Leogang

Nachhaltigkeit in Österreich: Klimawanderung in Saalfelden Leogang

Wissensvermittlung rund um Klimawandel, Nachhaltigkeit und Regionalität; Bewusstseinsschaffung ohne erhobenen Zeigefinger: Das ist das Konzept der Klimawanderung des TVB Saalfelden Leogang. Die Organisierenden im Talk.

Saalfelden Leogang ist österreichweit der erste Tourismusverband, der eine Wanderung über den Klimawandel in das touristische Wochenprogramm aufgenommen hat. Idee, Initiative und Umsetzung stammt vom Tourismusverband, die wissenschaftliche Aufbereitung von Anna Heuberger, Managerin der KLAR! Pinzgau. Die Klimawanderung war die erste Aktion der KLAR Region Pinzgau, welche im Sommer 2022 offiziell gegründet wurde.

© Michael Geissler
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Im Gespräch mit Thomas Wurzinger (Marketing Natur & Sport - Nachhaltigkeitsmanagement) über das Projekt der Klimawanderung.

Wie seid ihr auf die Idee zur Klimawanderung gekommen und was ist die Intention dahinter?

Gerade in den alpinen Lagen merken wir schon über Jahre hinweg, dass sich etwas verändert. Unser Anliegen war, jene Entwicklungen, die man vielleicht unbewusst wahrnimmt, wenn man sich in der Natur aufhält, näher zu erklären. Wir wollten die Zusammenhänge von globalen Problematiken auf eine Ebene runterbrechen, die wir alle spüren. Auch im Urlaub und in unserem Lebensraum. Gerade im Urlaub ist man vielleicht eher bereit, sich auf neue Erfahrungen einzulassen. Vor allem aber ist es uns wichtig, ohne erhobenen Zeigefinger ein Bewusstsein zu schaffen, warum ein Handeln dringend nötig ist und warum die Zukunft eine ganzheitliche Veränderung mit sich bringen muss. Um die wissenschaftliche Sichtweise abzudecken, haben wir die Klimawandelanpassungsregion (KLAR!) Pinzgau als Partner mit ins Projekt geholt.

Wie erleben eure Gäste die Klimawanderung? Welche Rückmeldungen bekommt ihr?

Zum Großteil sind es Teilnehmer:innen, die für das Thema ein Grundinteresse haben. Vieles wird bereits medial in Dokus, Magazinen und Büchern behandelt. Trotzdem ist es noch mal etwas anderes, es direkt vor Ort zu sehen und zu spüren. Je nach Hintergrund kommen dann auch gezieltere Fragen. In der Klimawanderung decken wir eine sehr große Palette ab. Vom klimafitten Wald über die Zukunft der Almen bis hin zu Permafrost, Siedlungsspuren und nötige Anpassungen für Extremwetterereignisse. Für einige Mitwandernde, vor allem für Familien, ist es dann der Auslöser, sich näher damit zu beschäftigen.

Warum setzt ihr so stark auf Gästesensibilisierung und -edukation?

Die Auswirkungen der Klimakrise sieht man nicht nur bei uns und auch nicht nur bei dieser Wanderung, sondern es zieht sich mit unterschiedlichen Ausprägungen durch alle Landschaften. Wenn nun Gäste auf anderen Wegen (egal ob Wanderungen oder der Spaziergang) unterwegs sind, können sie die Veränderungen besser erkennen und einordnen. Die Zusammenhänge werden klarer. Zusätzlich ist es ein Bindeglied zu unseren nachhaltigen Maßnahmen, die wir in der Region umsetzen. Und die übrigens jeder Haushalt oder Betrieb für sich im kleineren Maßstab umsetzen kann. Von energieeffizienten Anlagen, Umdenken der Mobilität über Wassereinsparungen, regionalen Produkten bis hin zu unberührten Blühwiesen (oder Eck im Garten). So schließt sich dann ein Kreis und das große Ganze wird mit einem Aha-Moment als Schlusspunkt sichtbar.

Die Klimawanderung zeigt direkte Auswirkungen der Klimakrise auf euren natürlichen Lebensraum und euer touristisches Angebot. Wie geht ihr damit um, dass sich eure Umgebung im Wandel befindet?

Um ehrlich zu sein, ist es ein Zwiespalt. Viele Aktivitäten werden anders werden, wie beispielsweise Skifahren auf Naturschnee durch schneeärmere Winter und Verschiebung von Jahreszeiten und Großwetterlagen. Auf der anderen Seite zeigen die zukünftigen Klimamodelle, dass durch die Veränderung neue Möglichkeiten der Landwirtschaft im alpinen Raum entstehen werden (Weinanbau, Pflanzenarten, größere Diversität in bäuerlichen Erzeugnissen). Oder, dass es einfach – sehr schlicht formuliert – trotzdem noch bei uns kühler sein wird, als im Nachbarland Italien. Vor Jahren haben wir bereits unsere Ausrichtung zu einer ganzjährigen Destination getroffen. Das beinhaltete unter anderem die Entwicklung von ganzjährigen Produkten. So hoffen wir, mit dem Blick durch die touristische Brille, auf die kommenden Veränderungen gut vorbereitet zu sein.

Neben der Wissensvermittlung setzt ihr als TVB auf eine Vorbildwirkung für die Betriebe und die Förderung von nachhaltig zertifizierten Betrieben. Was sind eure größten Hebel und welchen Nutzen könnt ihr für die Betriebe stiften?

Ein nachhaltig agierender Betrieb ist kosteneffizienter und damit unterm Strich wettbewerbsfähiger. Aus unseren Erfahrungswerten ist das einer der überzeugendsten Punkte für Betriebe, sich mit Nachhaltigkeit zu beschäftigen. Um die Scheu vor dem Thema zu nehmen, versuchen wir dies auch als Destination vorzuleben, und zwar in Form von uns geförderten, nachhaltigen Betriebseffizienzchecks (aus unserer Sicht der größte Hebel), als Pilotdestination für das Österreichische Umweltzeichen für Destinationen wie auch durch vielschichtige Maßnahmen und Mitgliedschaften (Klimabündnis Betrieb, respACT Österreich, vitalpin). Jeder einzelne Baustein kann der Einstieg in die facettenreiche Welt der Nachhaltigkeit sein, die unter anderem mit Kreislaufwirtschaft, Gemeinwohl-Ökonomie und CO2e-Berechnungen bereits die nächsten Schritte vorzeichnet.

 

Mit der Rubrik „Nachhaltigkeit in Österreich“ möchte die Österreich Werbung bewusst inspirierende Initiativen, Regionen und Betriebe vor den Vorhang holen. Wir gratulieren dem TVB Saalfelden Leogang zu diesem gelungenen Vorzeigeprojekt und freuen uns auf viele weitere spannende Initiativen der Region!

Blogbeitrag: Ines Pühringer