Der Fiakerbaron / Foto von Leopold Vodicka
Mit feschem Hut und gezwirbeltem Bart kutschiert der Fiakerbaron seine Gäste in längst vergangene Zeiten. Mit seinem Bild hat Leopold Vodicka aber keine personifizierte Touristenattraktion porträtiert, sondern eine Wiener Institution, die zum Stadtbild gehört: wie Steffl, Melange und Apfelstrudel.
Als Fiaker bezeichnet man die zweispännige Lohnkutsche und den Kutscher. Das Wort stammt, wie auch der Parapluie und das Trottoir, aus dem Französischen. Einer wurde sogar geadelt, wenn auch nur von seinen Fahrgästen: der Fiakerbaron, der seine Gäste durch die Straßen der ehemaligen Monarchiehauptstadt kutschiert und in eine Zeit führt, in der Kaiserin Sisi noch über den Kohlmarkt flanierte oder ihr Sohn, Kronprinz Rudolph, sich vergnügliche Stunden am Spittelberg gönnte – das heutige Boboviertel war damals das Zentrum des Rotlichtmilieus. Aber zurück in die Gegenwart und zum Fiakerbaron: Als jemand, der einen Traditionsberuf ausübt, lässt er Traditionen gern aufleben. Wolfgang Fasching, so sein bürgerlicher Name, schlüpft gerne in seine Rolle und zeigt seinen Gästen galant gekleidet, mit gezwirbeltem Bart und schickem Hut das Wien vergangener Zeiten. Zu seiner Verkleidung gehört auch das Schönbrunner Deutsch, ein spezieller Dialekt, der in besseren Kreisen in aller Munde war, um sich vom Pöbel rein sprachlich abzuheben. Aber wenn ihm einmal etwas nicht passt – was freilich nur seltenst vorkommt – wird aus dem noblen Schönbrunner Deutsch schnell der wienerische Dialekt, von dem sich die besseren Kreise differenzieren wollten. Macht aber nichts, beim Fiakerbaron klingt auch das sehr charmant.
Die Hochblüte der Fiaker – die Zeit, in denen 1.000 Fiaker durch Wien kutschierten – ist freilich lang vorbei. Mit dem Fiakerbaron erlebt sie eine kleine Renaissance. Kein Wunder, wenn man das Bild von Leopold Vodicka betrachtet, möchte man sich auch gerne mal durch Wien kutschieren lassen und dem Schönbrunner Deutsch lauschen.
Leopold Vodicka fotografiert schon seit seinem 10. Lebensjahr. Bald nach der Meisterprüfung im Jahr 1969 gründete er sein Studio Vodicka. Seine Werke fanden bei rund 200 Ausstellungen im In- und Ausland Bewunderung – und bei zahlreichen Fotowettbewerben Anerkennung: vom Grand Prix in Gold im japanischen Osaka über zwei Mal Silber beim Fotosalon in Peking bis zum Goldenen Verdienstzeichen des Staates Österreich und der Stadt Wien: Leopold Vodicka ist ein wahrlich sehr geehrter Fotograf und auch Professor.
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