Clubhouse erklärt: Basics, Learnings & Praxis-Tipps zum Social-Media-Phänomen

Clubhouse erklärt: Basics, Learnings & Praxis-Tipps zum Social-Media-Phänomen

Sind Sie schon auf Clubhouse? Die neue Social-Media-Plattform hat in kürzester Zeit ungeheure Popularität erlangt, ist aber nicht unumstritten. Wir möchten mit Ihnen unsere Erfahrungen teilen und geben Praxis-Tipps für den effektiven Einsatz.

Clubhouse ist eine Social-Media-Plattform aus den USA, die Ende Jänner auch im deutschsprachigen Raum einen Hype ausgelöst hat. Mit ein Grund ist sicher das clevere Marketing, denn Zugang bekommt man nur durch Einladung von Personen, die bereits einen Clubhouse-Account besitzen. „Fear of missing out“ zieht halt immer noch.

Audio-Only, Live-Only

Clubhouse hebt sich von den altbekannten Social-Media-Plattformen ab. Die Plattform ist Audio-only, live und hat Talkshow-Charakter. Expertinnen und Experten treffen sich zu einem Austausch vor Publikum, wobei sich die Zuhörerinnen und Zuhörer auch zu Wort melden können. Wenn man so mag, ist Clubhouse eine Podcastplattform mit Interaktionsmöglichkeit.

Clubhouse beschränkt sich offenbar ganz bewusst. Es gibt keine Chat-Funktion, keine Aufzeichnungen zum später nachhören. Totale Fokussierung auf die Kernfunktion eben. Weil Clubhouse nur auf Audio setzt, ist bei vielen Nutzern die Beteiligungshürde wahrscheinlich auch geringer als in Live-Formaten auf Video-Basis.

Auf Clubhouse tauschen sich das Who is who aus Politik, Marketing, Tech, Medien, Tourismus und vielen anderen Bereichen aus. Unter den prominenten „first movers“ in Österreich: Tourismusministerin Elisabeth Köstinger, WKO-Präsident Harald Mahrer oder Gründer Florian Gschwandtner.

So funktioniert Clubhouse

Innerhalb von Clubhouse trifft man sich in vorübergehenden Räumen oder Clubs. Jeder User kann so einen virtuellen Raum eröffnen und mit anderen über selbstgewählte Themen sprechen – oder einfach nur zuhören.

Es gibt verschiedene Rollen in einem Raum:

  • Moderatoren sind auf der Bühne, können sprechen und andere stille Zuhörer auf die Bühne holen.
  • Speaker sind „auf der Bühne“ und können jederzeit das Wort ergreifen.
  • (Stille) Zuhörer können sich durch „Aufzeigen“ zu Wort melden und vom Moderator auf die Bühne geholt werden.

Auch die Österreich Werbung experimentiert schon mit Clubhouse. CDO Reinhard Lanner mit seinem Talk „In guter Gesellschaft: Zukunftsgestalter*innen im Tourismus“. Und Heidi Tscharf, Bereichsleiterin International Market Management, lädt die Branche zum Austausch unter dem Motto „Guten Morgen in die Welt. Talk zu Menschen und Märkten“.

Was bringt Clubhouse?

Chancen bestehen vor allem im Aufbau von neuen Communities und im Networking. Auch kann man Clubhouse als rasche Meinungs-Quelle und als Inputgeber zu konkreten Fragestellungen sehen. Egal, ob man einem Talk beiwohnt oder ob man selbst einen hostet. Letzteres untermauert den eigenen Expertenstatus. Im Fokus stehen also Personal brands.

Die aktive Teilnahme auf Clubhouse kann sich positiv auf den Traffic anderer eigener Kanäle auswirken, sie generiert Aufmerksamkeit für die Person oder das Unternehmen. Damit gehen weitere Effekte einher, etwa eine positive Wirkung auf das Employer Branding.

Clubhouse bietet für Einzelpersonen aber auch für Marken spannende Perspektiven. Networking, Wissenstransfer, Pressearbeit,Stakeholderkommunikation oder sogar virtuelle Zusammenkünfte mit den Gästen von morgen – vieles ist denkbar. Allerdings sollte man sich lediglich die Frage stellen, ob man mit Clubhouse seine Zielgruppe auch wirklich erreicht. Aktuell darf das wohl angezweifelt werden.

Invite-only, iOS-only

Für den Zugang zu Clubhouse benötigt man nämlich nicht nur wie eingangs erwähnt eine Einladung eines bestehenden Users – man benötigt auch ein iPhone. Auf Android ist die App nämlich (noch?) nicht verfügbar. Das sind zwei Faktoren, die man immer mitdenken sollte, bevor man Clubhouse professionell einsetzt. Und dann ist da noch die Sache mit dem Datenschutz.

Datenschützer warnen

Um die App effektiv nutzen zu können, muss man die Kontakte in seinem Telefonbuch freigeben. Clubhouse kann so Daten von Kontakten sammeln, die die App nicht einmal installiert haben. Das ist laut DSGVO nicht gestattet, warnen Datenschützer. Laut Datenschutzerklärung darf Clubhouse diese Kontaktdaten sogar weitergeben. Auch problematisch: Gespräche werden temporär aufgezeichnet, um Verstöße gegen App-Richtlinien verfolgen zu können. Letztendlich erfolgt der Einsatz von Clubhouse in Europa derzeit in einer rechtlichen Grauzone – bestenfalls. Zumal vom Betreiber auch noch keine Verantwortlichen mit Sitz in Europa benannt wurden.

Sollten Sie sich dennoch zum Experimentieren mit Clubhouse entschließen: Wir haben für Sie einige Praxis-Tipps zusammengestellt.

Praxis-Tipps

Vor dem Talk

  • Die Ankündigung des Talks kann über andere Social-Media-Kanäle erfolgen.
  • Den Titel des Talks mit Bedacht wählen! Nachträgliche Textänderungen werden von den Distributionskanälen nicht oder nur mit starker Verzögerung übernommen.
  • Wir empfehlen eine sorgfältige Planung von Inhalten und eine passende Auswahl der Speakerinnen und Speaker sowie Überlegungen zur Rollenteilung im Talk.
  • Die Vorbereitung von Online-Moderationstechniken wie z. B. Rollen, Hausregeln etc. sind hilfreich.
  • Die Auswahl des Themas ist ausschlaggebend. Überlegen Sie vorab, was und wen Sie erreichen möchten.

Während des Talks

  • Die Personen auf der Bühne (Speakerinnen und Speaker, Moderation) sowie das Gesprächsthema sollten zu Beginn des Talks vorgestellt und gegebenenfalls während der Session wiederholt werden. Schließlich können jederzeit neue Zuhörerinnen und Zuhörer in einen Raum dazustoßen.
  • Auch die Hausregeln sollten am Beginn des Talks kommuniziert und während des Talks wiederholt werden.
  • Die Rollenaufteilung zwischen Speakern und Moderation sollte abgesprochen werden. Wer ist dafür zuständig, jemanden aus dem Publikum auf die Bühne zu holen?
  • Um Interaktion zu gewährleisten, kann man die Audience direkt ansprechen und auf die Bühne einladen.
  • Die Moderation sollte während des Talks einen Überblick über die Teilnehmerinnen und Teilnehmer behalten. Bei mehreren Wortmeldungen die Reihenfolge einhalten!
  • Zum Ende des Talks ist eine Schlussrunde und eine kurze Zusammenfassung des Gehörten hilfreich.
  • Schaltet man das Mikro schnell ein und wieder aus, symbolisiert das Klatschen und somit Zustimmung zu dem, was gerade gesagt wurde.

Nach dem Talk

  • Kritische Reflexion zum Gesprächsverlauf und der Rollenverteilung.

 

Fazit

Ob der Hype um Clubhouse so schnell geht, wie er gekommen ist? Spätestens wenn wieder mehr Normalität einkehrt, die Menschen wieder mehr Termine haben und wieder mehr draußen unterwegs sind, könnte die Begeisterung abebben. Vielleicht bringt ein etwaiger Android-Launch aber auch einen gewaltigen neuen Nutzerzustrom. Wir werden sehen.

Fest steht: So schnell vernetzt man sich nirgends anders und so schnell und so einfach kommt man sonst nicht zu qualitativem Input. Was Clubhouse auf jeden Fall schafft: Es bringt Menschen zusammen.

Spannend wird sein, ob es Clubhouse gelingt, aus der Zielgruppen-Bubble der Businesswelt auszubrechen und attraktiv zu werden für die breite Masse. Speziell im touristischen Kontext ließe sich Clubhouse ja durchaus zur Kommunikation mit Gästen einsetzen, ähnlich wie das Virtuelle Hausbankerl.

Damit das passieren kann, müssen die Entwickler aber noch Hausaufgaben machen und sich mit Themen wie dem Datenschutz auseinandersetzen. Und eine Android-Fassung abliefern.