China lässt Gruppenreisen nach Österreich wieder zu – Emanuel Lehner-Telic im Interview

China lässt Gruppenreisen nach Österreich wieder zu – Emanuel Lehner-Telič im Interview

Gute Nachrichten aus dem chinesischen Ministerium für Kultur und Tourismus: Gruppenreisen nach Österreich sind wieder möglich. Zur Einordnung der Entscheidung sprechen wir mit Emanuel Lehner-Telič, Head of Markets Asia-Pacific der Österreich Werbung.

Schon Anfang des Jahres hat China die coronabedingten Reisebeschränkungen für seine Bevölkerung gelockert, seit damals können chinesische Gäste wieder nach Österreich reisen – mit einer entscheidenden Einschränkung: Gruppenreisen blieben den Gästen aus China untersagt. Diese Beschränkung ist jetzt gefallen. Was bedeutet das unseren größten asiatischen Herkunftsmarkt, der 2019 für knapp 1,5 Millionen Nächtigungen in Österreich verantwortlich zeichnete? Wir sprechen dazu mit dem zuständigen Head of Market der Österreich Werbung, Emanuel Lehner-Telič.

China lässt Gruppenreisen nach Österreich ab sofort wieder zu. Kommt die Entscheidung überraschend?
Grundsätzlich nicht. Es gab in letzter Zeit schon positive Signale von chinesischer Seite. Dass es dann doch relativ rasch ging, überrascht ein wenig.

Die Ankünfte aus China liegen mit Stand heute noch weit hinter den Vor-Corona-Zahlen zurück. Liegt das daran, dass Gruppenreisen bislang nicht möglich waren, oder gibt es noch andere Gründe?
Das ist sicher ein Grund. Nach wie vor gibt es aber sehr wenige Flugverbindungen nach Europa. Nach Österreich nur 6 pro Woche statt wie 2019 bis zu 25 Direktverbindungen. Der Inlandstourismus in China hat stark zugenommen und wird von der Regierung gefördert. Und die letzten Wirtschaftsdaten sprechen von einer Zurückhaltung beim Konsum und einer drohenden Deflation.

Wie schnell können die chinesischen Reiseveranstalter mit entsprechenden Angeboten durchstarten?
Die Reiseveranstalter scharren schon seit Monaten, wenn nicht mittlerweile Jahren, in den Startlöchern. Traditionell ist man in China sehr, sehr schnell. Die Angebote liegen schon in der Schublade. Die Kontakte zwischen Anbietern und der chinesischen Touristik waren auch in letzter Zeit gut in Takt.

Gibt es Unterschiede zwischen Gruppenreisenden und FIT-Travellern aus China?
Ja, ganz eindeutig: Die FITs sind reiseerfahrener, haben meist einen höheren Bildungsgrad, wollen mehr eintauchen in das Urlaubsland, bleiben länger und schaffen letztlich mehr Wertschöpfung, unter anderem durch höhere Hotelkategorien.

Nach Deiner Einschätzung: Wann werden wir aus China wieder Pre-Corona-Zahlen erreichen?
Das ist die 1-Million-Euro-Frage! Ich traue mir ehrlicherweise keine Prognose zu, ob wir schon kommendes Jahr an die Vorcoronazahlen anschließen können oder ob es länger dauert. Auf jeden Fall glauben wir langfristig fest daran, dass China und Asien insgesamt in den kommenden Jahren und Jahrzehnten weiter an Gewicht gewinnen wird. Nach wie vor spricht man vom „asiatischen Jahrhundert“.

Was kann die österreichische Tourismusbranche jetzt tun? Was rätst Du den Betrieben?
Weiter am Ball bleiben. Für Betriebe: Versuchen, dass man auf chinesischen Portalen direkt buchbar ist. Den Service-Faktor und das Individuelle hervorheben, „instagrammable“ Erlebnisse schaffen. Für die Destinationen: gute Geschichten erzählen. Nicht mehr das Offensichtliche bieten, sondern einzigartige, persönliche Erlebnisse präsentieren. Man möchte sich schließlich abheben. Und die Kulinarik nicht vergessen, Essen und Trinken sind sehr, sehr wichtig.