Mit Treibstoff aus der Steckdose

Mit Treibstoff aus der Steckdose

Sie sind effizient, wartungsarm und nehmen leise Fahrt auf: E-Mobile haben sich in den Städten, aber auch in ländlichen Regionen einen festen Platz auf den Straßen und Radwegen erobert. Hier die aktuellen Entwicklungen im Überblick.

Der Markt für Elektromobile ist in Bewegung: Im Vorjahr hat Österreich den Sprung auf die Spitzenposition beim Anteil der E-Pkw an den Neuzulassungen innerhalb der EU geschafft. Mit 3.826 Neuzulassungen schaffte es Österreich von Platz fünf auf Platz eins, wie eine aktuelle Studie des Verkehrsclubs Österreich (VCÖ) zeigt. Die Förderaktion für Private und Betriebe, die seit Jahresbeginn 2017 vom Verkehrsministerium, Umweltministerium und Automobilimporteuren vergeben wird, sorgt dafür, dass der Aufwärtstrend anhält. Insgesamt wurden im ersten Quartal des heurigen Jahres um 174 Prozent mehr rein elektrisch betriebene Privatfahrzeuge angemeldet als im Vergleichszeitraum 2016.

STROMQUELLE ENTSCHEIDEND

Elektrofahrzeuge bringen eine Reihe von Vorzügen mit sich: Sie weisen einen geringeren Energieverbrauch als konventionelle Kraftfahrzeuge auf, haben niedrige Wartungskosten und stoßen kein CO2 aus. Besonders im Stadtverkehr kommt es durch den Einsatz von Elektrofahrzeugen zu einer deutlichen Verbesserung der Lärmbelastung und der Luftqualität. Doch E-Fahrzeuge sind nicht automatisch ökologischer als konventionelle Autos: Nur wenn der verwendete Strom aus Wind-, Wasser-, Solar- oder Erdgaskraftwerken stammt, sind die Fahrzeuge auch wirklich umweltfreundlicher als ihre benzinbetriebenen Konkurrenten. Bei reinem Kohlestrom verursachen Elektroautos pro Meile (1,6 Kilometer) etwa 350 Prozent des Feinstaubs und Ozons von Benzinern, wie Forscher aus den USA feststellten. Hier hat Österreich dank seines hohen Wasserkraftanteils in der Stromerzeugung gute Karten: Mehr als drei Viertel der hierzulande erzeugten Elektrizität stammen aus erneuerbaren Energiequellen. 

LADESTATIONEN AUSBAUEN

Damit E-Fahrzeuge flächendeckend genutzt werden können, braucht es ein engmaschiges Netz an Ladestationen. Denn die Reichweite der Modelle ist begrenzt, gängige E-Autos im mittleren Preissegment können mit einer Ladung rund 150 Kilometer weit fahren. Da der Ladevorgang meist mehrere Stunden dauert, eignen sich Stromtankstellen besonders dort, wo das Auto sowieso steht – etwa in touristischen Betrieben wie Hotels und Restaurants. Internationale Hotelketten wie Sheraton und Hilton haben den Trend bereits erkannt und E-Ladestationen eingerichtet. Aber auch zahlreiche familiengeführte Betriebe, etwa das Hotel Trattlerhof in Bad Kleinkirchheim und das Seminarhotel Retter in Pöllauberg, bieten ihren Gästen bereits E-Mobile samt Lademöglichkeit an. Insgesamt stehen in Österreich derzeit mehr als 3.000 Ladepunkte zur Verfügung. Vorreiter ist Vorarlberg: 2008 wurde das Bundesland mit Unterstützung des Klima- und Energiefonds zur Modellregion für E-Mobilität. Mit über 200 Ladepunkten gibt es in Vorarlberg mehr öffentliche Ladestationen als Tankstellen. Sie liefern Ökostrom, gespeist aus regionaler Wasserkraft und Fotovoltaikanlagen. Auch die anderen Bundesländer rüsten kontinuierlich auf: Oberösterreich zählt derzeit 141 Ladestationen, das Burgenland errichtet bis Ende 2017 80 Ladepunkte für E-Mobile.

POTENZIAL TOURISTISCH NUTZEN

Einige Regionen betten E-Mobilität in ihr touristisches Angebot ein, um sich vom Mitbewerb abzuheben und den umweltbewussten Gästen einen zusätzlichen Service zu bieten. Im niederösterreichischen Mostviertel beispielsweise stehen seit Juni 64 neue E-Zapfsäulen im Vollbetrieb. Sie bieten Stromversorgung für E-Autofahrer, die auf den neu geschaffenen Ausflugsrouten – genannt „Die Genussvolle“, „Die Aussichtsreiche“ und „Die Sportliche“ – unterwegs sind. Auch die Region Schladming-Dachstein setzt auf E-Mobilität: Wer mit den drei neuen BMW-i3-Modellen unterwegs ist, den versorgt das Navi im Auto auch mit Hintergrundinfos zu Sehenswürdigkeiten entlang der Strecke. Außerdem setzt die Region auf die Verbindung von Radfahren und Wandern: Die Hike-and-bike-Angebote laden dazu ein, Forstwege zeitsparend mit dem Fahrrad zurückzulegen und Anstiege zu attraktiven Berggipfeln zu Fuß in Angriff zu nehmen. In den letzten Monaten wurde die Anzahl der Stationen – meist auch mit Lademöglichkeit für E-Bikes – auf 24 erweitert.

SIGHTSEEING IN BALANCE

Auch E-Roller, E-Scooter und Segways erfreuen sich als alternative Fortbewegungsmittel in den letzten Jahren wachsender Beliebtheit. Der Segway-Trend, der aus den USA stammt, ist besonders in den Städten nicht zu übersehen. Die balancierenden Roller versprechen Bequemlichkeit und einen Hauch von Abenteuer zugleich und sind bei den Touristen gefragt. Dabei sind Segways hauptsächlich bei geführten Citytouren in Verwendung und werden an Individualreisende vermietet. Doch nicht überall werden die Zweiräder gerne gesehen: In Prag ist im Vorjahr eine Verordnung in Kraft getreten, die im Stadtzentrum und an ausgewählten weiteren Orten die Verwendung von Segways verbietet oder einschränkt. Grund ist die Häufung von Verkehrsunfällen auf Gehsteigen, die von den Segways frequentiert wurden. In Deutschlands Städten sind auch E-Scooter auf dem Vormarsch: 2016 stellte die Firma Coup, ein Tochterunternehmen von Bosch, zunächst 200 E-Roller zur Verfügung, die im Rahmen eines Sharing-Modells in Berlin vermietet wurden. Inzwischen sind es 800 Fahrzeuge, in Kürze sollen es 1.000 sein.

LEERE ZIMMER EINTAUSCHEN

Elektroautos und E-Bikes auf Basis von Gegengeschäften zu vermieten, diese Möglichkeit bietet das Tiroler Start-up Greenstorm. Hoteliers vergeben Gutscheine für Zimmer, die saisonal leer stehen würden, und erhalten dafür E-Bike und E-Autos oder werden Betreiber von E-Tankstellen. Seilbahn- und Skiliftbetreiber tauschen ihre Tagesskipässe gegen ein oder mehrere Elektrofahrzeuge ihrer Wahl ein. Nach Betrieben in Österreich, Italien und Deutschland rüstet Greenstorm derzeit Hotels auf der spanischen Urlaubsinsel Mallorca im Tausch gegen Nächtigungsgutscheine mit E-Bikes aus. Ein standortzentriertes E-Carsharing-Modell für Gemeinden, Kommunen und Touristiker bietet das Wiener Start-up Greenmove an. Zu einem monatlichen Fixpreis buchen die Kunden E-Autos, um die Infrastruktur, die Software und den Service der Fahrzeuge kümmert sich Greenmove. Dank dieser Kooperation wird es auch für kleine Tourismusbetriebe leistbar, ihren Gästen elektrische Fortbewegung anbieten.