Barrierefreiheit – für eine inklusive Zukunft im Tourismus

Barrierefreiheit – für eine inklusive Zukunft im Tourismus

Barrierefreiheit ist ein zentrales Thema in unserer Gesellschaft, das immer mehr an Bedeutung gewinnt. Der Abbau von Barrieren betrifft alle Lebensbereiche, einschließlich des Tourismus. Die Möglichkeit, uneingeschränkt reisen und am kulturellen Leben teilhaben zu können, sollte für alle Menschen gegeben sein. Doch was genau bedeutet Barrierefreiheit und warum ist sie für den Tourismus so wichtig?

Barrierefreiheit bezeichnet die Gestaltung von Lebensbereichen, Produkten und Dienstleistungen so, dass sie von allen Menschen, unabhängig von ihren körperlichen oder geistigen Fähigkeiten, genutzt werden können. Dies umfasst die Beseitigung von physischen, sensorischen und kognitiven Barrieren. Ein barrierefreies Umfeld ermöglicht es Menschen mit Behinderungen, Senioren und Familien mit kleinen Kindern, gleichberechtigt am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. 

Eng mit der Barrierefreiheit verbunden ist auch der Begriff der Inklusion. Barrierefreiheit schafft die notwendigen Voraussetzungen, um allen Menschen uneingeschränkten Zugang zu allen Bereichen des Lebens zu ermöglichen. Inklusion geht noch einen Schritt weiter und fördert die aktive Teilhabe aller Menschen an gesellschaftlichen Aktivitäten.  

Im Tourismus bedeutet dies, dass nicht nur physische Hindernisse beseitigt werden, sondern auch soziale Barrieren abgebaut werden. Ein inklusives Tourismusangebot berücksichtigt die vielfältigen Bedürfnisse aller Reisenden und sorgt dafür, dass sich alle willkommen und wertgeschätzt fühlen. So tragen Barrierefreiheit und Inklusion gemeinsam dazu bei, eine gleichberechtigte und faire Gesellschaft zu schaffen, in der alle die Möglichkeit haben, sich frei zu entfalten und am gemeinschaftlichen Leben mitzuwirken. 

Bedeutung der Barrierefreiheit im Tourismus 

Der Tourismus ist einer der bedeutendsten Wirtschaftszweige in Österreich, jedoch ist nur ein kleiner Teil barrierefrei. Barrierefreier Tourismus bedeutet, dass Reiseziele, Unterkünfte, Transportmittel und touristische Attraktionen tatsächlich für alle potenziellen Zielgruppen zugänglich sind. In der Europäischen Union leben rund 80 Millionen Menschen mit Behinderung und die Zahl der älteren Menschen in unserer Gesellschaft steigt kontinuierlich. Die WHO schätzt darüber hinaus, dass bis 2050 weltweit etwa 2 Milliarden Menschen über 60 Jahre alt sein werden. Und auf der Website von PANTOUR (Pact for Next Tourism Generation Skills) sieht man, wie viel wirtschaftliches Potenzial in der Gruppe von Menschen mit Beeinträchtigungen für den Tourismus steckt: „70 % of Europeans with disabilities have physical and economic possibilities to travel, this is equivalent to 58.115.778 potential visitors only in the European Union.”  (Quelle

All das sind Zahlen, die verdeutlichen, wie wichtig es ist, touristische Angebote barrierefrei zu gestalten. 

Barrierefreie Angebote im Tourismus: Ein Überblick 

Um barrierefreie Angebote im Tourismus zu schaffen, ist es wichtig, verschiedene Arten von Beeinträchtigungen zu berücksichtigen, denn die Bedürfnisse der betroffenen Menschen können sehr unterschiedlich sein. 

Körperliche Beeinträchtigungen: 

Menschen mit körperlichen Behinderungen benötigen vor allem physische Anpassungen. Dazu gehören: 

  • Rollstuhlgerechte Eingänge und Aufzüge 

  • Breite Türen und Flure 

  • Barrierefreie Badezimmer 

  • Angepasste Hotelzimmer und Restaurants 

Für touristische Attraktionen bedeutet das oft den Bau von Rampen, Treppenliften und die Bereitstellung von speziellen Parkplätzen. 

Sehbeeinträchtigungen: 

Für Menschen mit Sehbeeinträchtigungen sind visuelle Barrieren ein großes Hindernis. Wichtige Maßnahmen zur Verbesserung dieses Umstandes umfassen: 

  • Gut lesbare, kontrastreiche Beschilderungen 

  • Informationen in Brailleschrift 

  • Audioguides in Museen und Sehenswürdigkeiten 

  • Apps und Technologien zur Navigation 

Viele Sehenswürdigkeiten bieten inzwischen taktile Modelle oder Pläne an, die blinden oder sehbehinderten Menschen helfen, sich zu orientieren. 

Hörbeeinträchtigungen: 

Hörbeeinträchtigungen betreffen etwa 466 Millionen Menschen weltweit, egal ob es Einschränkungen sind, die mit Geburt, durch Unfälle oder mit dem Alter kommen. Um ihre Reiseerlebnisse zu verbessern, sind folgende Maßnahmen hilfreich: 

  • Induktionsschleifen für Hörgeräte im öffentlichen Raum 

  • Untertitel für audiovisuelle Inhalte 

  • Gebärdensprachdolmetscher bei Führungen 

  • Visuelle und taktile Alarmsysteme in Hotels und Unterkünften 

Beeinträchtigungen durch hohes Alter: 

Die alternde Bevölkerung hat spezifische Bedürfnisse, die oft durch eine Kombination von körperlichen und sensorischen Einschränkungen geprägt sind. Um dieser Zielgruppe gerecht zu werden, sollten wir für einen möglichst barrierefreien Tourismus folgende Aspekte berücksichtigen: 

  • Leichte Zugänglichkeit ohne große Anstrengungen 

  • Sitzgelegenheiten und Ruhezonen 

  • Klar verständliche und gut sichtbare Informationen 

  • Freundliches, geduldiges und gut geschultes Servicepersonal 

©Freizeit-PSO
Villacher Alpenstraße, barrierefreie Aussichtsplattform Skywalk Rote Wand, Rechteinhaber: Villacher Alpenstraßen Fremdenverkehr GmbH, Fotograf: Albin Niederstrasser
Barrierefreier Urlaub am Bauernhof, Rechteinhaber: Urlaub am Bauernhof, Fotograf: Andreas Hofer (guerilla-fotografie.com)
Festung Altfinstermünz an der Grenze zwischen Tirol und Schweiz, Rechteinhaber: TVB Tiroler Oberland, Fotograf: Thomas Gruener (TVB Tiroler Oberland)
Spaziergang mit der Familie entlang des barrierefreien Wanderwegs entlang des Reintalersee in Kramsach, Tirol, Rechteinhaber: Alpbachtal Tourismus, Fotograf: Johannes Sautner (Shootandstyle.com)
Villacher Alpenstraße, Rechteinhaber: Villacher Alpenstraßen GmbH, Fotograf: Michael Stabentheiner
©Freizeit-PSO

Maßnahmen für barrierefreien Tourismus 

Die Umsetzung von Barrierefreiheit im Tourismus erfordert eine ganzheitliche Herangehensweise. Geplante und gesetzte Maßnahmen greifen im Idealfall also derart ineinander, dass sie sich im positiven Outcome verstärken. Darunter fallen zum Beispiel: 

  1. Schulung des Personals: Mitarbeitende sollten im Umgang mit Menschen mit Behinderungen geschult werden. Das erhöht einerseits die Servicequalität und sorgt andererseits für mehr Verständnis für die Bedürfnisse dieser Zielgruppe. 

  2. Infrastruktur anpassen: Gebäude und Einrichtungen sollten so gestaltet oder umgebaut werden, dass sie für alle zugänglich sind. Dazu gehören Rampen, Aufzüge, barrierefreie Toiletten und gut platzierte Sitzgelegenheiten. 

  3. Informationen bereitstellen: Detaillierte und leicht zugängliche Informationen über barrierefreie Angebote sind essenziell. Das gilt aber nicht nur für physische Einrichtungen vor Ort, sondern auch für Websites. Diese sollten barrierefrei gestaltet und mit klaren Angaben zu den vorhandenen Einrichtungen versehen sein. 

  4. Technologische Hilfsmittel einsetzen: Moderne Technologien können Barrieren abbauen. Apps zur Navigation, Audioguides und Online-Buchungssysteme, die barrierefrei sind, verbessern das Reiseerlebnis für alle Reiselustigen. 

  5. Feedback einholen: Regelmäßiges Einholen von Feedback von Gästen mit Beeinträchtigungen hilft, Schwachstellen zu identifizieren und kontinuierlich Verbesserungen vorzunehmen.

 

Fazit: Barrierefreier Tourismus als Chance 

Barrierefreiheit im Tourismus ist nicht nur eine soziale Verantwortung, sondern bietet auch wirtschaftliche Chancen. Ein inklusiver Ansatz kann dazu beitragen, eine breitere Zielgruppe anzusprechen und die Gästezufriedenheit zu erhöhen. Für Österreich als Tourismusdestination ist es von großer Bedeutung, Vorreiter in Sachen Barrierefreiheit zu sein und so seine Attraktivität und Wettbewerbsfähigkeit weiter zu steigern. 

Indem wir Barrieren abbauen und für alle zugängliche Angebote schaffen, können wir nicht nur das Reiseerlebnis für Menschen mit Behinderungen verbessern, sondern auch eine inklusive Gesellschaft fördern. Barrierefreier Tourismus ist ein wichtiger Schritt in eine Zukunft, in der alle Menschen die Freiheit haben, die Welt uneingeschränkt zu erkunden.