Für große Aufregung sorgte bei zahlreichen Touristikern folgende Meldung, die Mitte April die Runde machte: „Touristen aus Saudi-Arabien dürfen in Österreich nicht Auto fahren“. Die Branche hatte für 2016 Zuwächse wie in den vergangenen Jahren erhofft – ein Fahrverbot wäre für manche Saudis allerdings ein Grund, ihren geplanten Österreich-Urlaub in ein anderes Land zu verlegen. Letzte Woche kam nun die Entwarnung: Mit vereinten Kräften verschiedener Institutionen – die ÖW und die Österreichische Botschaft in Riyadh waren hier wichtige Netzwerkknoten – ist es gelungen, Touristen aus Saudi-Arabien das Fahren in Österreich zu ermöglichen.
Ein Beitrag von Klaus Ehrenbrandtner, ÖW Arabische Länder
Hintergrund für das Fahrverbot war laut Verkehrsministerium, dass Saudi-Arabien zuvor keines der drei internationalen Verkehrsabkommen unterzeichnet hatte. Diese fehlende Voraussetzung für die gegenseitige Anerkennung von Führerscheinen hatte in der Vergangenheit zu keinen Schwierigkeiten beim Fahren oder Mieten eines Fahrzeugs geführt. Seit Mitte April wurden allerdings zahlreiche Kontrollen durchgeführt – eine Nachricht, die sich vor allem in den sozialen Netzwerken in Saudi-Arabien schnell verbreitete, aber auch in Österreich wurde, u.a. im Trend, darüber berichtet.
Am Markt begannen wir sofort nach Bekanntwerden des Fahrverbots, die Diskussion in den sozialen Netzwerken zu moderieren, um eine Emotionalisierung der Thematik zu verhindern (was gelang). Zeitgleich begann ein reger Austausch mit der österreichischen Botschaft in Saudi-Arabien, den relevanten Ministerien in Österreich, dem ÖAMTC, dem Österreichischen Autovermieterverband und Tourismusorganisationen, um Bewusstsein für die Situation zu schaffen und damit eine schnelle Lösung herbeizuführen.
Dem österreichischen Botschafter in Riyadh, Gregor W. Kössler, gelang es, die Causa mit hochrangigen Regierungsvertretern Saudi-Arabiens (darunter dem Kronprinz und dem Verkehrsminister) zu besprechen und sie von einem Beitritt Saudi-Arabiens zum Wiener Verkehrsabkommen von 1968 zu überzeugen. Die Regierung Saudi-Arabiens hat in Folge schriftlich bei den Vereinten Nationen in New York den Beitritt zum Verkehrsabkommen erklärt. Am 31.5.hat das zuständige Verkehrsministerium (BMVIT) dies offiziell bestätigt und erklärt, dass in Saudi-Arabien ausgestellte internationale Führerscheine anerkannt werden.
Über den arabischen Twitter- und Facebook-Account der ÖW konnte die gute Nachricht als erstes in dem Markt getragen werden. Die Reaktionen waren entsprechend begeistert, der Facebook-Post wurde noch am ersten Tag rund 1.000mal geliked. Zeitlich kommt die „Entwarnung“ gerade recht, nämlich mitten in der Buchungszeit. Denn Saudis reisen vor allem in den Sommerferien. 2016 sind diese besonders lange, weil Feiertage günstig fallen: die Reisesaison wird von Anfang Juli bis Mitte September gehen.
Saudi-Arabien hat zuletzt vor allem mit Erfolgsmeldungen von sich reden gemacht: Die Anzahl der Ankünfte und Nächtigungen aus diesem Land in Österreich hat sich von 2011 bis 2015 verdreifacht. Saudi-Arabien ist das stärkste Herkunftsland aller „arabischen Länder in Asien“. Unter dieser Bezeichnung wurden bis 2010 alle arabischen Länder in Asien statistisch gemeinsam erfasst, erst seit Oktober 2010 werden Saudi-Arabien und die VAE – aufgrund der sehr starken Entwicklung – separat ausgezählt. In den letzten 10 Jahren ist die Anzahl der Nächtigungen aus den arabischen Ländern in Asien gesamt um mehr als 1 Mio. angewachsen. Damit verzeichnet der Markt den drittgrößten Zuwachs in absoluten Zahlen aller Herkunftsmärkte in Österreich. Details zu den Urlaubsgewohnheiten dieser Herkunftsländer in Österreich, lesen Sie hier.
Mehr zu Ihren Chancen in den Arabischen Ländern lesen Sie im Handbuch Märkte und Marktstrategien und wie Sie mit der ÖW kooperieren können hier.