Social Media ist auf der Überholspur, auch 2019. Ohne die einschlägigen großen Plattformen wie Facebook, Instagram, YouTube & Co. geht im Tourismusmarketing nichts mehr. In unserer neuen Praxis-Reihe gibt die Tiroler Social-Media-Expertin Renate Leitner handfeste praktische Tipps für den Social-Media-Alltag.
Immer deutlicher zeigt sich, dass die zahlreichen sozialen Plattformen unser Leben, die Art, wie wir miteinander interagieren und auch unsere Konsumation von Inhalten verändert haben - das Innovationsrad dreht sich immer schneller. Für den Tourismus bedeutet das, dass Social Media mit den richtigen Zielen und dem nötigen Know-how betrieben werden muss, um die gesamte Customer Journey bis hin zur Kundenbindung zu steuern und den Vertrieb zu stärken. Die Tiroler Social-Media-Expertin Renate Leitner verrät Ihnen sieben handfeste praktische Tipps zur Steigerung der Facebook-Reichweite und beleuchtet, wie man B2B-Content gut und zielführend in Social-Media-Netzwerken kommuniziert.
Tipp 1: Kreativität und Formate
Als Facebook-Seitenbetreiber konkurriert man mit Inhalten von Freunden, Familienmitgliedern und Arbeitskollegen der User, aber auch vielen anderen Werbetreibenden um Klicks und Likes. Für Unternehmen ist Social Media ein weiterer Werbekanal, doch sind hier andere Ansätze als die klassische Werbesprache oder der verkürzte Pressetext notwendig.
Je interessanter und spannender die Inhalte sind, desto eher erregen sie das Interesse beim Empfänger und steigern die Interaktionen. Der Kreativität sind dabei keine Grenzen gesetzt. Entscheidend ist, dass bereits in der Planungsphase in unterschiedlichen Facetten von Formaten gedacht wird. User-Generated-Content, Umfragen, 360-Grad-Videos, Gewinnspiele und animierte GIFs bringen die nötige Abwechslung für Ihre Fans.
Tipp 2: Storys
Neben den redaktionellen Inhalten bieten die Facebook-Storys eine Vielfalt von Möglichkeiten, die Sichtbarkeit zu steigern. Schon durch ihre Platzierung oberhalb des Newsfeeds erreichen sie die nötige Aufmerksamkeit beim User. Die Inhalte verschwinden nach 24 Stunden wieder, dürfen deshalb auch spontaner und plakativer gestaltet werden als das klassische Posting.
Tipp 3: Redaktionsplan
Eines der wichtigsten Hilfsmittel ist der Redaktionsplan. Auch wenn das sehr banal klingt, wird er in der Praxis unterschätzt. Live-Videos, Selfies, Zitate oder Interviews können einer Geschichte mehr Spannung verleihen. Mit dem Redaktionsplan wird festgelegt, welcher Inhalt gepostet wird, welches Format sich dafür am besten eignet und wie der Inhalt redaktionell aufbereitet wird. Zielsetzungen können so taktisch beeinflusst werden. Will der Redakteur sein Publikum aktivieren, kann er Fragen stellen oder eine Umfrage starten. Möchte er Aufmerksamkeit erzielen, sind Emoticons im Text hilfreich. Links leiten die User auf die Website weiter. Eine gute Vorbereitung mit einem Redaktionsplan hilft der Kreativität auf die Sprünge und erleichtert die Umsetzung.
Tipp 4: Zielgruppen-Targeting
Targeting wird von Social-Media-Redakteuren noch zu selten eingesetzt, obwohl es direkten Einfluss auf die organische Reichweite der Beiträge hat. Unter dem Textfeld des Beitrages wählen Sie aus, wem ein Beitrag gezeigt werden soll. Mit Targeting können an eine definierte Zielgruppe ausgespielt werden – je nach Angabe des Alters, des Geschlechts, der Interessen etc..
Für einen Pauschalurlaub für Singles mit Kind könnte das Targeting etwa so aussehen: Interesse an Kochen und Kindererziehung, im Alter zwischen 30 und 40 Jahren, weitere demografische Angaben sind: getrennt, geschieden, offene Beziehung, „es ist kompliziert“.
Tipp 5: Post-Push mit geringen Budgets
Um der Reichweite ein wenig Nachdruck zu verleihen, empfiehlt es sich, einzelne Beiträge mit sehr geringen Budgets zu pushen. Postings, die innerhalb einer Stunde eine hohe Reichweite erreichen, werden öfter im Newsfeed angezeigt und beeinflussen so auch die organische Reichweite. Die goldene Regel dabei ist, die Beiträge zuerst ohne Budget zu veröffentlichen, um die Zielgruppe zu testen. Sie sollten das Engagement auf die Postings in dieser Zeit genau beobachten, um anschließend die Bewerbung exakt auf die Zielgruppe mit den meisten Interaktionen einzustellen. Wenn Sie diese Regel befolgen, werden Sie merken, dass sich die organische Reichweite Ihrer Beiträge erhöht, auch wenn sie keine Werbung mehr schalten. Aber Achtung! Benutzen Sie niemals den „Beitrag bewerben“-Button unterhalb des Postings! Das Zielgruppen-Targeting ist damit viel zu ungenau. Im Gegensatz dazu bietet der Facebook-Businessmanager ein viel breiteres Repertoire an Möglichkeiten.
Tipp 6: Interagierende Personen hinzufügen
Wussten Sie, dass Sie selektiv Personen einladen können, die mit Ihren Facebook-Posts interagiert haben? Dies ist eine sehr wertvolle, aber wenig bekannte Funktion, die für die meisten Seiten – wenn auch nicht für alle – verfügbar ist. Klicken Sie dazu unterhalb des Postings auf die empfangenen Interaktionen. Ein Fenster öffnet sich und zeigt die Personen an, die auf den Beitrag reagiert haben. Durch Klick auf den Button „Einladen“ versenden Sie eine direkte Freundschaftsanfrage für Ihre Seite. Menschen, die Ihnen ein Like gegeben haben, Ihren Beitrag kommentiert oder gar geteilt haben, werden sich auch in Zukunft gerne mit den Inhalten Ihrer Seite beschäftigen. Etwa 15 bis 20 Prozent der eingeladenen Personen nehmen die Anfrage durchschnittlich auch an.
Tipp 7: Dark Posts
Dark Posts sind unveröffentlichte Beiträge auf Ihrer Facebook-Seite. Sie eignen sich besonders für das Testen von mehreren unterschiedlichen Inhalten zu einem Thema. Wenn Sie beispielsweise nicht sicher sind, ob ein Video-Posting oder eine Bildabfolge in Ihrer Zielgruppe besser wirken, machen Sie folgendes: Erstellen Sie ein Videopost und ein weiteres mit der Bildabfolge, doch veröffentlichen Sie die Postings nicht! Über den Businessmanager können Sie die unveröffentlichten Posts unter „Werbeanzeigenbeiträge“ abrufen und mit wenig Budget unterlegen. Testen Sie, welches der beiden Posts innerhalb einer Stunde mehr Interaktionen erhält. Dark Posts eignen sich aber nicht nur zum Testen von Inhalten, sondern auch für eine zielgruppengerechtere Ausspielung – ein Kulinarik-Event kann so bei Weinliebhabern anders dargestellt werden als bei Vegetariern.
Fazit
Facebook bietet ein unglaubliches Repertoire für Unternehmen. Der Ansatz „One Size Fits All“ funktioniert aber gerade auf den Social-Media-Kanälen mehr schlecht als recht. Es ist nicht nur Kreativität im redaktionellen Erstellen der Inhalte gefragt, sondern auch ein Social-Media-Manager, der fit im Umgang mit den unterschiedlichsten Formaten, Apps und Tools ist. Nur so kann das Repertoire auch richtig bespielt werden. Um die organische Reichweite Ihrer Beiträge zu steigern, hilft letztlich nur eines: Testen, analysieren, verbessern – und etwas Budget in die Hand nehmen. Ganz ohne Bezahlung geht auf Facebook für die Mehrheit der Seiten leider kaum noch etwas.
MAG. RENATE LEITNER
Social-Media-Profi aus Innsbruck
Renate Leitner ist Inhaberin der Agentur Socialweb und
Vortragende an verschiedenen Universitäten und Instituten.