Eine Auswertung der Österreich Werbung auf Basis der Daten aus der deutschen Reiseanalyse 2017 gibt Einblicke in den hochkomplexen Prozess der Reiseentscheidung.
Wann denken die Gäste erstmals über ihr Urlaubsziel nach? Welche Teilentscheidung fällt zuerst? Und welche Kriterien spielen dabei eine Rolle? Informationen über die Reiseentscheidung sind für Touristiker von großer Bedeutung. Denn nur, wer das Verhalten seiner Gäste kennt, kann im richtigen Moment das Interesse auf sich lenken. Eine von der Österreich Werbung durchgeführte Auswertung der Ergebnisse aus der Reiseanalyse gibt Auskunft über die Dauer dieses Prozesses, die Reihenfolge der getroffenen Entscheidungen und die wichtigsten Aspekte bei der Wahl des Reiseziels. Im Fokus der Studie standen Haupturlaubsreisen mit einer Dauer von mehr als fünf Tagen. Da die Reiseentscheidung ein komplexer, lang andauernder Vorgang ist, der von den Menschen nicht immer bewusst wahrgenommen wird, kann die Erhebung nur Tendenzen aufzeigen.
Jeder vierte Urlauber, der länger als fünf Tage verreist, beginnt mit seinen Überlegungen schon ein halbes Jahr vor der Abreise. 39 Prozent setzen sich vier bis sechs Monate vorher mit der Reise auseinander, 29 Prozent ein bis drei Monate vor dem Reiseantritt. Urlauber, die ihren Haupturlaub in Österreich verbringen, planen diesen im Vergleich zur letzten Befragung vor vier Jahren etwas länger im Voraus. Tendenziell planen die jüngeren Gäste etwas kurzfristiger, die älteren etwas länger voraus. Unterschiede gibt es auch nach Jahreszeit: Die Winterurlauber beginnen schon sehr früh mit ihrer Urlaubsplanung, 32 Prozent der Gäste machen sich mehr als sechs Monate vor der Reise Gedanken, wohin es im Winter gehen soll. Jeder Zehnte wartet die Witterungsverhältnisse ab und beginnt erst in den letzten vier Wochen mit der Planung, während die anderen bei der Abreise schon für das Folgejahr buchen.
Die Entscheidung für die Haupturlaubsreise bzw. deren wichtigste Bestandteile fällt bei zwölf Prozent der Befragten mehr als sechs Monate vor der Abreise. Vier bis sechs Monate vor dem Reisetermin kommen weitere 25 Prozent hinzu. Die meisten Urlauber (45 %) treffen die Entscheidung aber erst ein bis drei Monate vorher. Aus dem Vergleich von Planungsbeginn und Entscheidungszeitpunkt lassen sich Tendenzen über die Länge des Entscheidungsprozesses ablesen: So treffen 57 Prozent die Entscheidung für die Hauptbestandteile der Reise innerhalb weniger Wochen nach Beginn der Überlegungen. 37 Prozent brauchen etwas länger.
Das Urlaubsland steht bei den Reiseentscheidungen meist an erster Stelle: Jeder dritte Urlauber hat sich zuerst auf ein Land festgelegt, nur zehn Prozent auf einen Ort. Bei den Österreich-Urlaubern waren es sogar die Hälfte. Die Region bzw. der Ort waren nur bei zwölf Prozent die Erstentscheidung, bezogen auf alle deutschen Urlauber sogar nur bei zehn Prozent. Bei der Frage, welche Faktoren sonst noch bei der Entscheidung wichtig waren, gewinnen vor allem die Unterkunft, die Reisekosten und auch der Reisezeitpunkt an Bedeutung. Die Reisekosten sind für die Österreich-Haupturlauber von geringerer Relevanz, dafür entscheiden sie öfter nach der Urlaubsart (z. B. Wanderurlaub, Wintersporturlaub).
Die Untersuchung kommt zu dem Schluss, dass zu jedem Zeitpunkt im Jahr zwischen sechs und elf Prozent der Haupturlauber über ihre Haupturlaubsreise nachdenken, während sich vier bis 13 Prozent gerade im Entscheidungsprozess befinden. Das ganze Jahr über entscheidet bzw. überlegt also irgendjemand, wohin er verreisen wird. Potenzielle Kunden müssen daher kontinuierlich über das ganze Jahr hinweg angesprochen werden – erst recht mit Blick auf zusätzliche Urlausreisen und Kurzreisen, die in der Untersuchung nicht berücksichtigt wurden.
Bei der Wahl des Reiseziels stehen drei Aspekte im Vordergrund, die von mehr als der Hälfte der Urlauber genannt werden: Das Preis-Leistungs-Verhältnis, die schöne Landschaft und das angenehme Wetter und Kima. Weitere wichtige Entscheidungskriterien sind die Gastfreundschaft und die persönliche Sicherheit. Die Österreich- Haupturlauber reihen die schöne Landschaft ebenfalls an die erste Stelle. Erst mit deutlichem Abstand folgen das Preis-Leistungs- Verhältnis, die Wandermöglichkeiten, die regionale Küche und die gastfreundliche Bevölkerung. Der Vergleich nach Altersgruppen zeigt, dass Menschen über 50 auf die Landschaft, das kulturelle Angebot und die Wandermöglichkeiten großen Wert legen. Die 30- bis 49-Jährigen achten hingegen deutlich öfter auf die Eignung für Kinder und auf gute Bademöglichkeiten, während den unter 30-Jährigen schönes Wetter überdurchschnittlich wichtig ist. Faktoren wie die schöne Landschaft, die Gastfreundschaft der Menschen, die hochwertige Küche und der gute Service im Urlaubsland prägen also nicht nur das Image Österreichs, sondern spielen auch bei der Reiseentscheidung eine wesentliche Rolle. Diese Aspekte gilt es in der Kommunikation und der Tourismuswerbung entsprechend zu betonen.