E-Mobile sind auf der Überholspur: Hoteliers und Tourismusverbände rüsten ihre Flotten mit den umweltfreundlichen Fahrzeugen auf. Dabei transportieren die Autos nicht nur Gäste und Mitarbeiter, sondern auch Imagewerte.
Das Thema Nachhaltigkeit liegt im Trend und hat längst auch in den Fuhrparks von Tourismusbetrieben Einzug gehalten. Im Tourismus bietet sich der Einsatz von E-Fahrzeugen besonders gut an: Während die Gäste Ski fahren oder wandern, ein Gasthaus besuchen oder sich im Hotel aufhalten, hängt das Auto an der Steckdose. Außerdem ist nachhaltige Mobilität zu einem wichtigen Imagefaktor geworden: Das Elektroauto steht für Innovationsgeist und nachhaltiges Denken.
Zu den Vorzeigeregionen im Bereich sanfter Mobilität zählt Werfenweng im SalzburgerLand, das seit rund 20 Jahren auf autofreie Urlaubsangebote setzt. Wer nicht mit Bahn oder Bus anreist, gibt seine Autoschlüssel bei der Ankunft im Hotel ab und erhält dafür die SAMO-Card, die dem Gast Zugang zu sämtlichen elektrisch betriebenen Fortbewegungsmitteln der Region gewährt. Dazu zählen neun E-Autos ebenso wie zahlreiche E-Scooter und E-Bikes. Das Angebot werde laufend ausgeweitet und die Qualität verbessert, erklärt Bernd Kiechl, Geschäftsführer des Tourismusverbands Werfenweng. Viele Gäste würden sich aufgrund des Mobilitätsangebots für einen Urlaub in der Region entscheiden. Nachholbedarf sieht Kiechl bei der Infrastruktur in der Hotellerie. Der Tourismusverband hat daher einen Mobilitätscoach entsandt, der die Betriebe berät und Hemmungen abbauen soll.
Richard Absenger, Direktor des Hotels Kaiserhof in Anif bei Salzburg, hat sich bewusst für die Elektromobilität entschieden. Das Hotel bietet Modelle von Tesla, aber auch E-Smarts und Renault ZOE samt zugehöriger Ladestationen an. „Die Umstellung erfolgte einerseits aus ökologischen Gründen, da die E-Fahrzeuge super in unser Konzept des nachhaltigen Wirtschaftens passen, andererseits auch wegen des Fahrspaßes und der viel niedrigeren Gesamtkosten“, erklärt Richard Absenger. Besonders die umweltbewussten und technikinteressierten Gäste, aber auch Kinder seien vom Angebot begeistert. „Viele Gäste möchten in Ruhe einen oder mehrere Tage ein Elektrofahrzeug ausprobieren“, erzählt Absenger. Mit Arrangements, die den Aufenthalt im Haus mit Ausflugsprogrammen und dem elektrischen Fahrerlebnis kombinieren, konnte der Hotelier bereits neue Gästeschichten ansprechen.
„Wir verleihen dem E-Mobil zusätzlichen Charme, indem wir das Fahrvergnügen in ein Urlaubsangebot einbetten“, so erklärt Geschäftsführer Hannes Zeichen den Ansatz der NEXT Vertriebs- und Handels GmbH – einem Start-up-Inkubator, der innovative Ideen im Bereich der Elektromobilität unterstützt. Derzeit hat das Unternehmen 150 Fahrzeuge im Einsatz, 60 Prozent davon in Hotels und Gastronomiebetrieben. Viele Gäste probieren gerne einmal ein E-Mobil aus. Auf Dauer brauche es aber ergänzende Maßnahmen, um das Interesse der Besucher wachzuhalten, beobachtet Hannes Zeichen. Deshalb hat das Unternehmen mit dem „Genussmobil“ ein Produkt ins Leben gerufen, das zugleich als Marketingwerkzeug genutzt wird. Die Navigationssysteme der Autos werden mit verschiedenen „Genusstouren“ bespielt, die als virtuelle Reiseführer den Weg zu regionalen Produzenten und Sehenswürdigkeiten in der Region weisen. „Mit dem Genussmobil möchten wir den Gästen unserer Partnerhotels ein zusätzliches Erlebnis bieten, das Regionalität und Elektromobilität auf einzigartige Weise verbindet“, so Hannes Zeichen.
Eine gute Ladeinfrastruktur ist die Basis, um E-Mobilität flächendeckend attraktiv zu machen. Denn die Reichweite der Modelle ist begrenzt. Gängige E-Autos im mittleren Preissegment können mit einer Ladung rund 150 Kilometer weit fahren. Österreich ist mit seinen Stromtankstellen im internationalen Vergleich vorne dabei: Mit 35 öffentlichen E-Ladestationen pro 100.000 Einwohner liegt Österreich im Europa-Vergleich an siebenter und EU-weit an fünfter Stelle, so eine Analyse des Vereins VCÖ aus dem Jahr 2017.
Eine Reihe von Unternehmen hat sich auf die E-Mobil-Klientel ausgerichtet und baut das Netz an Stromtankstellen weiter aus. Unter dem Namen „Vlotte“ bietet die Vorarlberger Kraftwerke AG eine maßgeschneiderte Ladeinfrastruktur für Tourismusbetriebe an. Mit einem monatlichen Mietbeitrag sind Planung, Service und Wartung abgedeckt. Der Ökostrom im Netz wird zu hundert Prozent in eigenen Kraftwerken erzeugt.
Auch das österreichische Unternehmen has.to.be bietet seinen Kunden ein Rundum-sorglos-Paket an und kümmert sich um die gesamte Betriebsführung der Ladestation, Vermarktung und Abrechnung. Wer sich eine Stromtankstelle zulegen möchte, stehe vor einigen Herausforderungen, schildert Geschäftsführer Alexander Kirchgasser: Er müsse eine ausreichende Zahl an Ladestationen mit der notwendigen Stromleistung bereitstellen und die Logistik der Tankstellen organisieren. Die technische Entwicklung schreite außerdem rasant voran – viele Tourismusunternehmen würden daher noch zögern und entscheidende Fortschritte etwa bei der Ladetechnik abwarten. „Wer sich als First Mover schon heute mit E-Mobilität auseinandersetzt, kann viele Erfahrungen sammeln und sich einen Vorsprung sichern“, ist Kirchgasser überzeugt.
Ein außergewöhnliches Konzept, um das Angebot an E-Fahrzeugen zu finanzieren, bietet das Start-up Greenstorm an. Rund 300.000 von 600.000 Hotelbetten stehen in Österreich übers Jahr gesehen leer. Das Geschäftsmodell macht sich diese Tatsache zunutze und bietet E-Mobile und E-Tankstellen im Tausch gegen leere Zimmer an. Als Gegenleistung für Nächtigungsgutscheine stellt Greenstorm den Hoteliers hochwertige E-Bikes zur Verfügung. Derzeit arbeitet das Unternehmen mit 600 Hotelvertragspartnern in ganz Europa zusammen.
Innovative Konzepte wie dieses ermöglichen es auch kleinen Tourismusbetrieben, ihren Gästen elektrische Fortbewegung anzubieten.